Adventskalender: Jeden Tag eine kleine Überraschung

Adventskalender verkürzen gefühlt das Warten aufs Fest. Statt Schokolade verbergen sie mittlerweile ungewöhnliche Kleinigkeiten.

Stuttgart. Wer sich die Wartezeit bis Weihnachten verkürzen will, kann jeden Tag ein anderes Parfüm aufsprühen. Oder 24 neue Zaubertricks ausprobieren. Klar, der gute alte Adventskalender mit Schoki wäre auch eine Möglichkeit. Der bekommt allerdings zusehends Konkurrenz von ausgefallenen Varianten. „Der Wille, gemeinsam Advent zu feiern, ist stärker geworden“, sagt Trendforscher Peter Wippermann. „Aber man möchte dabei nicht von seinem individuellen Lebensstil abweichen.“

Mittlerweile kommen sogar Veganer auf ihre Kosten: Im Netz ist etwa der tierfreie Adventskalender mit Bioschoko zu haben, der obendrein noch glutenfrei ist. Wippermann: „Jede Art von Nischenkultur entwickelt ihren eigenen Adventskalender.“ Der Trendforscher hat dabei vor allem zwei Entwicklungen beobachtet: Auf der einen Seite seien nostalgische Kalender mit historischen Motiven im Kommen. Auf der anderen Seite schlage sich der Trend zu Individuellem und Selbstgemachtem nieder. „In der Mitte steht der klassische Schokoladen-Kalender.“

Der Coppenrath Verlag hat beispielsweise eine „nostalgische Weihnachtsdose“ im Repertoire. Statt Schokolade stecken darin 24 Backrezepte — und die historisch anmutende Dose ist zugleich eine aufziehbare Spieluhr. Individuallisten bedient der Kosmos Verlag, bei dem ein Kalender für Magier mit 24 Zaubertricks erschienen ist.

Wer es allerdings wirklich individuell haben will, muss schon selbst kreativ werden: „Es gibt viele Leute, die nur zur Weihnachtszeit basteln“, sagt eine Sprecherin vom Creativmarkt Idee. Im Laden hängen ihr zufolge immer drei bis vier selbst gebastelte Exemplare als Muster. „Der Renner ist der mit den Jutesäckchen.“

Aber lohnt sich die ganze Mühe überhaupt? Wenn der Adventskalender als Geschenk gedacht ist, auf jeden Fall, wie der Soziologe Holger Schwaiger, der ein Buch über das Schenken geschrieben hat, erklärt. „Das Selbstgemachte ist mehr wert als der Schoko-Kalender“, betont er. „Damit habe ich 24 Mal ein Geschenk gegeben, das eine Erinnerungsfunktion erfüllt.“