Aids: Viel erreicht — doch nicht am Ziel

Seit 30 Jahren gibt es die Beratungsstellen der Kommunen. Festakt wagt Rück- und Ausblick.

Düsseldorf. In 30 Jahren hat sich viel verändert: Das ist der Tenor der gestrigen Jubiläumsveranstaltung zum 30-jährigen Bestehen der Aids-Beratungsstellen in nordrhein-westfälischen Gesundheitsämtern. Dem Festakt wohnten auch die frühere Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth (CDU) und der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei. „Das ist eines der erfolgreichsten Beispiele der Präventionspolitik“, lobte Laumann die Arbeit.

Die Diagnose HIV-Infektion ist heute kein Todesurteil mehr. HIV-Infizierte haben inzwischen eine normale Lebenserwartung, wenn sie Medikamente nehmen. So wird der Ausbruch der Krankheit Aids unterdrückt.

Die Aufklärung und Beratung der letzten Jahrzehnte habe deutliche Erfolge vorzuweisen, sagte auch der Sprecher der Aidshilfe NRW, Guido Schlimbach. Etwa 650 Menschen in NRW haben sich nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts 2015 neu mit HIV angesteckt — ein seit Jahren konstanter Wert. Rund 18 400 Menschen mit HIV lebten Ende 2015 in Nordrhein-Westfalen. Brigitte Menze, Sprecherin des NRW-Verbands der Aids-KoordinatorInnen (VAK), betonte, NRW sei eines der wenigen Bundesländer, in denen Beratung und HIV-Tests über 30 Jahre hinweg kostenlos seien. Die gute Zusammenarbeit von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Ministerium trage dazu bei, dass NRW trotz der vielen Ballungszentren bei der Infizierungsrate im Bundesdurchschnitt liege. Die Zahl der Beratungen sei in den letzten Jahren konstant geblieben.

Nicht überstanden sei im Gegensatz zur akuten gesundheitlichen Gefahr die Ausgrenzung Erkrankter durch Stigmatisierung. „Die HIV-Infektion ist heute eine gute behandelbare chronische Erkrankung“, sagt Patrik Maas, Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW. Und dennoch: „Aus Angst vor der Stigmatisierung gehen viele Menschen nicht zum Test.“

In Düsseldorf ging es gestern auch um die Herausforderungen der Zukunft: Seit dem Infektionsschutzgesetz von 2001 gehören auch andere sexuell übertragbare Infektionen zum Themenspektrum der Aids-Beratungsstellen. Ziel sei es, mit der Arbeit noch mehr Personengruppen zu erreichen, sagt Brigitte Menze.