Als Wickel oder Maske: Heilerde ist vielseitig
Köln (dpa) - Eine Heilerde-Maske mag auf den ersten Blick wenig ansprechend aussehen. Doch schon die Ägypter wussten, dass es sich lohnt, in der heilsamen Erde zu baden. Denn sie ist eine Wunderwaffe der Natur.
„Bei Heilerde handelt es sich um ein mineralisches Pulver, das aus Lössablagerungen aus der Eiszeit gewonnen wird“, erklärt Uta Schlossberger, Hautärztin in Köln. Die genaue Zusammensetzung variiert je nach Abbaugebiet.
Im Wesentlichen besteht Heilerde aus natürlichen Mineralien wie Silikat, Kalkspat, Dolomit und Feldspat und darin gebundenen Elementen wie Silizium, Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium und Natrium sowie den Spurenelementen Kupfer, Mangan, Nickel, Selen und Zink.
Im Handel ist sie heute in Form von Pulver erhältlich. Je feiner gemahlen, desto effektiver soll die Wirkung sein. Manche Hersteller bieten das Naturheilmittel auch als gebrauchsfertige Pasten oder Kapseln an.
Ihre häufigste Verwendung findet die Heilerde als Maske. „Dank ihrer antibakteriellen Wirkung und weil sie der Haut beim Trocknen Schadstoffe, Bakterien und Talk entzieht, ist sie eine Wunderwaffe gegen Pickel und Ekzeme“, sagt Schlossberger. „Zwei Esslöffel des Pulvers mit einem Esslöffel Wasser zu einer dicken Paste verrühren, auftragen, trocknen lassen und mit viel Wasser abspülen“, erklärt Kosmetikerin Heike Kaufmann aus Siegen die Anwendung. Wer im Schulter-Bereich mit fettiger Haut zu kämpfen hat, trägt die Paste an den betroffenen Partien als dünne Schicht auf.
Aber nicht für alle Menschen eignet sich Heilerde. Denn weil sie der Haut Feuchtigkeit entzieht, sollten Menschen mit trockener Haut lieber auf andere Produkte zurückgreifen. „Nach jeder Anwendung sollte die Haut eingecremt werden“, rät Kaufmann. Hierfür empfiehlt sie Produkte aus körperverwandten Stoffen wie Hyaluron.
Die Anwendungsmöglichkeiten von Heilerde sind vielseitig. „Wer an Neurodermitis leidet, dem kann der eiszeitliche Löss helfen, denn die darin enthaltenen Wirkstoffe mindern den Juckreiz“, erklärt Kaufmann. Am besten eignet sich dazu ein Wickel, bei dem die Paste auf die Haut gestrichen und anschließend mit einem feuchten Leinentuch straff umwickelt wird.
Und weil sie auch die Durchblutung fördert, setzt man Heilerde manchmal ebenso im Kampf gegen Cellulite ein. Auch bei Sonnenbrand soll das Naturprodukt helfen. „Die Paste lindert dank ihrer kühlenden Wirkung den Schmerz. Zugleich wird die Durchblutung der verbrannten Hautpartie angeregt“, sagt Schlossberger.
„Als Wickel oder Vollbad hilft sie bei Muskelverspannung, Unterleibsschmerzen und sogar bei Rheuma und Arthrose“, sagt Simone Schulze, Mitglied im Verband Cosmetic Professional. „Aber Achtung: Bei Sehnenleiden oder Krampfadern ist ein warmer Heilerde-Wickel keinesfalls förderlich“, warnt Schlossberger.
Weniger bekannt, aber genauso hilfreich ist die innere Anwendung von Heilerde, etwa als Drink. Hierfür einen gestrichenen Teelöffel in einem Glas Wasser oder Tee auflösen oder als Kapsel einnehmen. Der Geschmack ist etwas gewöhnungsbedürftig. „Bei innerer Anwendung hilft Heilerde wegen der Carbonatsalze gegen Sodbrennen, Verdauungsstörungen oder Magen-Darm-Erkrankungen“, sagt Schlossberger. Bei Störungen der Nierenfunktion, akutem Durchfall oder Fieber ist die Einnahme von Heilerde aber untersagt. In jedem Fall sollte man die Gebrauchsanweisung beachten.
Ähnlich heilende Wirkungen soll übrigens auch die Rügener Heilkreide erzielen. Hierbei handelt es sich um Kalkstein, der am Fuße der Kreidefelsen gewonnen wird. „Sie besteht aus Schalen und Gehäusen kleinster Lebewesen und enthält Mineralstoffe und Spurenelemente, die sich über Millionen Jahre dort angelagert haben“, erklärt Schulze. Wie Heilerde auch, entziehe die Kreide der Haut Schmutz und Talk und helfe gegen fettige Haut und Akne. „Weil die Kreide nur in Wasser aufgelöst, aber Schulkreide ähnlich ist, empfehle ich, sie mit cremigen Komponenten anzureichern“, ergänzt Schulze.