Alta-Moda-Tage auf Profilsuche
Rom (dpa) - Seit Jahren fehlen der „Altaroma“, wie die römischen Schauen der hohen Schneiderkunst offiziell heißen, die großen Namen. Auch bei ihrer 18. Auflage blieben die am Dienstag in Rom zu Ende gehenden Alta-Moda-Tage für Frühjahr/Sommer 2011 in jeder Hinsicht auf Profilsuche.
„Paris und nur Paris, denn in Italien gibt es keine Zukunft“, brachte der Mailänder Designer Giorgio Armani schon vor einiger Zeit die Meinung vieler Kollegen auf den Punkt. Im diesjährigen Programm der „Altaroma“ tauchen zwar berühmte Namen wie Versace und Ferré auf. Leider handele es sich jedoch „nur um die Präsentation von Büchern über die Couturiers“, schrieben italienische Medien bissig.
Den Auftakt der Frühjahrs-Schauen machte am Samstag das Atelier Fausto Sarli - zum ersten Mal ohne den neapolitanischen Altmeister, der im Dezember im Alter von 83 Jahren gestorben war. Im historischen Gebäudekomplex Santo Spirito in Sassia direkt neben dem Petersdom begeisterte das Haus mit 30 Modellen klassischer Eleganz für Tag und Abend, inspiriert von den Farben des Mittelmeers.
Ganz anders präsentierten sich im Anschluss zwei Neulinge auf dem Catwalk: Erkan Coruh und Jack Guisso. Der türkische Jungdesigner Coruh überraschte das Publikum mit einer gewagten Kollektion schwarzer Minikleider, Abendroben und Tailleurs mit Pferdemähnen ähnlichen, aufgenähten Kunsthaarbüscheln an Krägen, Taschen und Gürteln. Einige seiner „Stuten“-Modelle, wie italienische Medien die Entwürfe tauften, hatten gar kleine Mähnen auf dem Rücken. „Eine Armee exzentrischer Kriegerinnen voll militärischer Eleganz“, kommentierte die römische Tageszeitung „La Repubblica“.
Der Libanese Guisso hingegen bot Orient mit einem Hauch von Punk. Anstelle der Perlen, Pailletten und Kristallen seiner bekannteren und ebenfalls in Rom präsenten Landsleute Tony Ward und Abed Mahfouz überraschte Guisso mit Anleihen aus der Welt der Mechanik. Seine Gewänder waren bestickt mit Schrauben und Muttern. Die 23-jährige Schmuckdesignerin Delfina Delettrez begeisterte dagegen auf einer Benefiz-Party mit düsterem Ethno-Schmuck.
Der Italo-Venezuelaner Guillermo Mariotto für Gattinoni, der ebenfalls zu den Stammdesignern der Alta-Moda-Tage zählt, blieb sich selbst in jeder Hinsicht treu. Kurze Röhren-Kleider für moderne Frauen gehören zu seinem Repertoire - in diesem Jahr bestachen vor allem paillettenbesetzte Modelle in Grau-, Schwarz- und Weißtönen. Seine Überraschung war ein „Tricolore“-Kleid als Hommage an die Gründung der Republik Italien, die in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiert.
So fehlten den Alta-Moda-Tagen neben den Stars der Haute Couture diesmal auch eindeutige Trends. Das Ringen der Modenschauen am Tiber um ihre Bedeutung geht weiter. Zeitlich eingeklemmt zwischen den wichtigen Schauen in Paris und New York dürfte Rom es allerdings auch in Zukunft nicht leicht haben.