Amanda Knox will Opferfamilie treffen

Florenz (dpa) - Im neuen Mordprozess gegen die US-Amerikanerin Amanda Knox und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito hat die Verteidigung Vorwürfe gegen die Ermittler erhoben.

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Die beiden Angeklagten seien nach dem Mord an der Austauschstudentin Meredith Kercher beschuldigt worden, um die Öffentlichkeit zu beruhigen, sagte Sollecitos Anwältin Giulia Bongiorno am Donnerstag in ihrem Plädoyer vor dem Berufungsgericht in Florenz. „Perugia wollte nicht glauben, dass ein Unbekannter, ein Monster, in ein Haus eingedrungen sein könnte und eine Studentin ermordet haben könnte“, sagte sie.

Unterdessen wünscht sich Knox eine Versöhnung mit der Familie des Opfers. „Ich will ihr direkt sagen, dass ich nichts mit dem Mord an Meredith zu tun habe, dass ich sie gern hatte und wir Freundinnen waren“, sagte die 26-Jährige der Zeitung „La Repubblica“. Knox und Sollecito wird vorgeworfen, Kercher im November 2007 brutal ermordet zu haben. Sie müssen sich seit September zum dritten Mal für die Tat vor Gericht verantworten.

Sollecito erschien gemeinsam mit seinem Vater vor Gericht. Seine Anwältin bemängelte in ihrem Plädoyer, die Ermittler hätten sich nur auf ihn und Knox als Verdächtige konzentriert. „Für manche Ermittler sind die ersten Verdächtigen wie die erste Liebe, man vergisst sie nicht“, kritisierte sie. Die Bevölkerung habe Angst vor einem Monster gehabt und einen Schuldigen gewollt, also seien Knox und Sollecito in Rekordzeit festgenommen worden. Beide beteuerten in dem Prozess ihre Unschuld, die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen von 30 Jahren für Knox und 26 Jahren für Sollecito gefordert.

Das Gericht legte nun fest, dass das Urteil in dem Prozess am 30. Januar gesprochen werden soll. Vorher haben beide Seiten am 20. Januar die Möglichkeit, auf die Plädoyers zu reagieren. Nach Angaben des Anwalts der Familie Kercher wollen zur Verkündung des Urteils auch der Bruder und die Schwester des Opfers anreisen. Nach dem Urteil in zweiter Instanz kann dann erneut Berufung eingelegt werden.

Während Sollecito am Donnerstag betonte, er werde in Italien bleiben, bleibt Knox weiter in ihrer Heimat USA. „Ich wäre für den Prozess zurückgekommen. Italien fehlt mir sehr“, sagte sie nun „La Repubblica“. „Aber ich habe Angst, ich war für vier Jahre im Gefängnis, ohne etwas Böses getan zu haben und obwohl ich meine Unschuld herausgeschrien habe, hat mir niemand gelaubt.“

Auf die Frage, was nach einer Verurteilung geschehe, antwortete Knox: „In diesem Fall wäre ich, wie sagt man, eine Flüchtige.“ Sie sei vor dem Urteil optimistisch, habe aber auch Angst. Knox erwartet, dass in dem neuen Prozess „ein für alle Mal festgestellt wird, dass ich meine Freundin Meredith nicht ermordet habe“. Mit Sollecito habe sie in den vergangenen Wochen oft telefoniert. „Er ist sehr viel optimistischer als ich. Er glaubt an die Gerechtigkeit und ist überzeugt, dass sich alles auflöst“, sagte sie.

Die britische Austauschstudentin Kercher war im November 2007 halbnackt und mit durchschnittener Kehle in ihrem WG-Zimmer in Perugia gefunden worden. Knox und Sollecito wurden 2009 in einem Indizienprozess verurteilt und 2011 wieder freigesprochen. Im März vergangenen Jahres wurde das Urteil vom höchsten Gericht gekippt.