Amelie Fried als neue Vorleserin
Die Autorin wird im ZDF Nachfolgerin von Elke Heidenreich. Sie will mehr Kontroverse, aber keinen Zoff.
Mainz. Amelie Fried kennt sich mit Büchern und mit Fernsehen aus. Schließlich hat die Verlegertochter selbst diverse Bestseller ("Traumfrau mit Nebenwirkungen") geschrieben, seit 1984 hat sie bei mehreren Sendern moderiert. Nun bekommt sie eine eigene Literatursendung: Im ZDF wird sich die 50-Jährige von Mai an mit dem Literaturkritiker Ijoma Mangold um Kritik und Empfehlungen von Büchern kümmern.
Zuletzt moderierte Fried mit "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo die Talksendung "3 nach 9" im NDR-Fernsehen. Das gibt sie nach zehn Jahren nun auf: "Die Arbeit für beide Sendungen ist nicht zu schaffen."
Das ZDF will das neue Format ähnlich wie Elke Heidenreichs Sendung "Lesen!" sechs bis acht Mal pro Jahr freitags auf dem Sendeplatz von "Aspekte" laufen lassen. Der Titel steht noch nicht fest, "Lesen!" wird es aber auf keinen Fall. In der halbstündigen Sendung wird das Duo mit Gästen aus dem Literaturbetrieb sprechen, die Bandbreite der besprochenen Bücher soll auch Unterhaltungsliteratur und Jugendbücher einschließen.
Mit Fried und Mangold hat der Mainzer Sender zwei Fachleute engagiert, die ein breites Spektrum abdecken. Amelie Fried dürfte schon durch ihre jahrzehntelange TV-Erfahrung kaum aus der Ruhe zu bringen sein.
Ijoma Mangold, von ZDF-Programmchef Thomas Bellut etwas überraschend als "junger Wilder" angekündigt, übernimmt an ihrer Seite den intellektuellen Part. Der 37-Jährige arbeitet seit 2001 als Literaturredakteur für die "Süddeutsche Zeitung" und wird im April stellvertretender Feuilletonchef der Wochenzeitung "Die Zeit".
Fried kündigte für die Sendung frischen Wind an - und nimmt ihn sich gleich wieder selbst aus den Segeln. "Die neue Sendung muss kontroverser werden, als es ,Lesen!’ manchmal war", sagte sie "Spiegel online". "Das war eher affirmativ, da hat man Bücher empfohlen bekommen." Grundsätzlich hat sie die Sendung ihrer Vorgängerin aber "gern angeguckt". Grundsätzlich findet sie es auch , "interessant, wenn man sich nicht bei jedem Buch einig ist". Mehr aber bitte nicht: "Man muss sich ja nicht gleich zum Scharfrichter aufschwingen, damit eine solche Sendung unterhaltsam wird."
Das könnte ein Trugschluss sein. Denn genau davon lebten Elke Heidenreichs "Lesen!"und Marcel Reich-Ranickis "Literarisches Quartett". Die Zuschauer liebten sie für ihre hemmungslose Subjektivität und ihn für seine finger-fuchtelnde Polemik, sie genossen bei beiden die radikale Vereinfachung komplexer Zusammenhänge. Und die Verleger bejubelten die auflagensteigernde Wirkung.
Bei Fried und Mangold hingegen darf man kompetente Gespräche und sachliche Kritik erwarten. Das wird sicherlich sehr gefällig und nett, ist aber für massenwirksame Literaturkritik im Fernsehen ein bisschen wenig.