Amerikanische Ess-Kultur in Indien: Bitte mehr Würze
Mumbai/Neu Delhi (dpa) - Blueberry Muffin, Elaichi Mawa Croissant, Murg Tandoori Kebab Sandwich: In der Vitrine der Kaffeehauskette Starbucks im indischen Mumbai kommen Orient und Okzident zusammen, und werden dann noch einmal kräftig durchgemischt.
Heraus kommt ein Mix aus US-Kultur und indischen Geschmacksgewohnheiten. Seit zwei Jahren ist Starbucks in Indien damit auf dem Markt - und eröffnet eine Filiale nach der nächsten für das junge urbane Indien.
Viele Menschen auf dem Subkontinent sind verrückt nach allem, was aus den USA den langen Weg über zwei Ozeane antritt und zu ihnen herüberkommt. Dazu gehört auch US-Präsident Barack Obama, der an diesem Sonntag (25.1.) einen Besuch startet, dem die indischen Medien seit Wochen entgegenfiebern. Doch bei vielen Importen finden Inder: Da muss noch ein bisschen nachgewürzt werden.
Also schmeißt so mancher in seine Coca-Cola ein bisschen Masala, also Salz mit einer Gewürzmischung, damit es kräftiger schmeckt und mehr schäumt. Oder man lässt sich die Pizza mit Chicken Tikka Masala belegen. Oder mit Paneer, der einzigen Form von Käse, die es traditionell in dem Riesenland gibt.
Die Einbürgerung macht beim Essen nicht Halt. Im Starbucks in Mumbai, der im historischen Elphinstone Building untergebracht ist, blickt Rajiv Anand um sich. „Die Einrichtung sieht nett aus, nicht wie in den Filialen in den USA, sondern eingeindischt“, sagt er. Tatsächlich sind die Tische aus Teak-Holz, und Elefanten zieren die Barhocker. „Hier haben wir schon das Gefühl, in Amerika zu sein - das wollen ja alle Inder“, analysiert Meher Mogrelia einen Tisch weiter. „Und trotzdem ist uns vieles im Raum bekannt.“
Auch andere US-Unternehmen haben die Strategie für sich erkannt. Die Doughnut-Kette Dunkin' Donuts etwa entwarf zum Hindu-Festival Diwali gleich ein ganzes Sortiment an Kringeln, die nach indischen Süßigkeiten schmecken: mit Safran-Creme, Reispudding oder Kichererbsen-Mehl-Bestäubung. Auch McDonald's passte sich an und eröffnete zum weltweit ersten Mal vegetarische Restaurants. Burger King kam im November - aber ohne Whopper, da die religiösen Gefühle der Hindus nicht verletzt werden sollen, wenn Rindfleisch zwischen den Brötchenhälften liegt.
Dort sitzen dann oft Frauen, die den klassischen Salwar Kameez tragen, also eine knielange Bluse und eine Stoffhose - und darüber haben sie einen Kapuzenpulli geworfen. Unzählige Designer beschäftigen sich mit „Fusion Fashion“, also der Kombination von Tradition und Moderne: etwa ein durchsichtiger Sari über Bikini-Oberteil oder Kurti mit High Heels. Die Musikerin Tritha Sinha trägt bei Aufführungen auf der Bühne meist Sari über Jeans.
Und selbst Bollywood ist - schon sprachlich - ein Abbild von Hollywood. Nur dass die Filmemacher in Mumbai (früher: Bombay) von allem etwas mehr dazugeben: mehr Musical-Elemente, gewaltigere Explosionen, noch unglaublichere Stunts, noch schlimmere Schwiegermütter. Und auch US-Floskeln schaffen es in die Hindi-Filme - aber natürlich mit indischem Akzent.