Angst nach Mordserie im Süden von Paris
Paris (dpa) - Vier Tote, eine Tatwaffe: Im Süden von Paris geht die Angst um. Eine Mordserie hält die Menschen in Atem: In einem Umkreis von gerade mal zehn Kilometern starben in weniger als fünf Monaten zwei Frauen und zwei Männer, berichteten übereinstimmend mehrere französische Medien am Samstag.
Nichts verbindet die Opfer - zumindest nach den bisherigen Erkenntnissen der Behörden. Die Polizei verstärkte am Samstag ihre Präsenz im betroffenen Département Essonne, meldete der TV-Nachrichtensender BFM. Die Ermittler tappen aber bei Motiv und Hintergrund noch im Dunkeln.
Er habe mittlerweile fünfmal soviel Sicherheitskräfte im Ort wie sonst, sagte Thierry Mandon. Der Bürgermeister eines der betroffenen Orte, Ris-Orangis, erklärte am Samstag vor laufender Kamera, die Polizisten achteten besonders auf merkwürdiges Verhalten - und bei Straßenkontrollen auf Motorräder. Denn nach Augenzeugenberichten floh der Täter in mindestens einem Fall mit einem blau-weißen Motorrad des Typs Suzuki GSX. Der Bürgermeister räumte ein: „Es gibt jetzt unbestritten eine sehr große Verunsicherung“.
In Eingangshallen oder Parkhäusern fielen die tödlichen Schüsse aus der automatischen Pistole des Kalibers 7,65 Millimeter. Zuletzt am Donnerstagabend im Vorort Grigny, wo eine 47-Jährige im Eingang eines Hochhauses erschossen wurde.
Aus der gleichen Waffe waren erstmals am 27. November im benachbarten Juvisy-sur-Orge sieben Schüsse abgefeuert worden, eine 35-jährige Labor-Angestellte brach auf dem Parkplatz ihrer Wohnanlage tödlich getroffen zusammen. Die Behörden hatten damals an eine schnelle Aufklärung geglaubt und einen früheren Geliebten der Frau festgenommen. Eine Beziehungstat schien sich abzuzeichnen - zumal der Mann auch gestand.
Doch noch während er in Haft war, ging das Morden mit der gleichen Waffe weiter. Am 22. Februar starb vor der Garage des gleichen Tatortes ein 52-jähriger Mann. Anders als das erste Opfer wurde er aber nicht von mehreren Schüssen getroffen, sondern von einem einzigen Genickschuss niedergestreckt, berichtete Staatsanwältin Marie-Suzanne Le Quéau. Am 17. März dann setzt sich die Mordserie in Ris-Orangis fort, wo ein pensionierter 81-jähriger Bankangestellter mit einem Kopfschuss getötet wurde.
Frankreichs Innenminister Claude Guéant hatte im Rundfunksender Europe 1 erklärt, die Behörden widmeten der Mordserie ihre gesamte Aufmerksamkeit.
Guéant hatte im März eine der größten Fahndungsaktionen der vergangenen Jahre in Toulouse geleitet, nachdem der Attentäter Mohamed Merah sieben Menschen erschossen hatte - darunter an einer jüdischen Schule drei Kinder und einen Lehrer. Der 23-Jährige, der einen Motorroller als Fluchtfahrzeug fuhr, war nach einem Schusswechsel bei der Erstürmung seiner Wohnung durch die Polizei getötet worden.
Der Zwischenfall hatte vorübergehend den laufenden Präsidentenwahlkampf unterbrochen, der von den um seine Wiederwahl kämpfenden Präsidenten Nicolas Sarkozy unter anderem mit dem Hauptthema innere Sicherheit geführt wird.