Angst und Chaos im Flieger

Neue Zwischenfälle bei Fluggesellschaften. Triebwerk der Madrider Maschine stand auf Umkehrschub.

London/München/Madrid. Zu einem Horrortrip ist ein Flug von Bristol ins spanische Gerona für 168 Passagiere der irischen Gesellschaft Ryanair geworden. Wegen eines plötzlichen Druckabfalls sank die Maschine am Montagabend fast im Sturzflug von 12 000 auf 2000 Meter und landete außerplanmäßig im französischen Limoges.

26 Fluggäste wurden verletzt. Nach Angaben des Billigfliegers wurden 16 von ihnen mit Hörproblemen in eine Klinik gebracht. Auch auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn landete ein Ryanair-Flugzeug unplanmäßig. Schuld war allerdings nur eine auslaufende Pilzsoße, die auf einen Passagier tropfte und dessen Schleimhaut reizte.

Die Landung in Limoges erfolgte nach den Worten einer Unternehmenssprecherin aus Sicherheitsgründen. Der schnelle Sinkflug bei einem Druckverlust ist für Piloten nichts Außergewöhnliches. Sie bringen das Flugzeug damit in eine Höhe, in der die Passagiere wieder ohne Hilfe atmen können.

Viele Fluggäste hätten einen Schock erlitten, sagte der Reisende Pen Hadow, ein bekannter Polarforscher. "Manche Leute dachten, sie sterben. Eine Frau vor uns wimmerte." Die Temperatur sei auf einmal stark gesunken. "Du denkst, mein Gott, ist das ein Loch im Flugzeug?" Einige Sauerstoffmasken hätten sich nicht gefüllt, Durchsagen habe es nicht gegeben.

Ryanair-Chef Michael O’Leary betonte jedoch, alle Masken hätten funktioniert, die Besatzung habe zudem die Sicherheitsvorschriften korrekt ausgeführt. Es sei nicht möglich gewesen, gleich zu Beginn Durchsagen zu machen, weil die Crew ebenfalls Masken tragen müsse. Ein Ingenieur soll die Ursache des Zwischenfalls klären.

Von einem brennenden Flugzeug auf dem Münchener Flughafen am Sonntagabend zeugt ein Amateurvideo, das Spiegel Online zufolge gestern aufgetaucht ist. Danach habe es beim Brand keine Notrutschen und nur eine Fluchttreppe gegeben. Einige der 59 Passagiere der Lufthansa-Tochter seien aus Fenstern gesprungen.

Wegen Rauchentwicklung am Hauptfahrwerk hatte der Pilot die Maschine gegen 20 Uhr kurz vor dem Start stoppen müssen und Alarm geschlagen, sagte ein Flughafensprecher. Allerdings sei der Zwischenfall nicht alarmierend.

Der Absturz der Spanair-Maschine am vergangenen Mittwoch gibt den Experten weiter Rätsel auf. Es wurde bekannt, dass ein Triebwerk auf Umkehrschub geschaltet war. Dieser bewirkt normalerweise bei der Landung ein zusätzliches Abbremsen, sei aber beim Start eigentlich nicht aktivierbar, so Flugingenieur Jürgen Heermann.

Möglich sei deshalb auch, dass der Hebel erst durch den Aufprall in die vorgefundene Stellung gebracht wurde. Allerdings könnte eine aktivierte Schubumkehr die Videoaufnahmen einer Kamera des Flughafens erklären. Das sieben Sekunden lange Video zeigt, dass die Spanair-Maschine beim Start nicht genügend Schub hatte, später abhob als normal und dann nach rechts abschmierte.

In Kanada hat der Billigflieger Air Canada Jazz entschieden, Schwimmwesten an Bord abzuschaffen - bis auf die für Säuglinge. Schließlich seien die Sitzkissen als "individuelle Treibhilfe" genehmigt und reichten beim Absturz ins Wasser aus. Die Bürger sind empört. Eine Frau meinte: "Wie soll sich denn ein Rollstuhlfahrer an ein Kissen klammern?"