Asbestalarm in Roermond - Zentrum abgeriegelt

Schreck für Bewohner von Roermond: Das Zentrum ist plötzlich Sperrzone. Rettungskräfte suchen mit Hochdruck nach Resten von Asbest. Die grenznahe Region auf deutscher Seite ist nicht betroffen.

Der Morgen nach dem verheerenden Brand. Die Feuerwehr löscht letzte Glutnester. Sie tragen Atemschutzgeräte, um sich vor dem Asbest zu schützen.

Foto: Marcel Van Hoorn

Roermond (dpa) - Wegen der Freisetzung größerer Mengen von Asbest ist das Zentrum der niederländischen Stadt Roermond nahe der deutschen Grenze zum großen Teil abgeriegelt. Der krebserregende Stoff wurde bei einem Brand im Jachthafen am Dienstagabend freigesetzt und verbreitete sich. Große Teile des historischen Zentrums sind möglicherweise betroffen, wie die Feuerwehr am Mittwoch mitteilte.

Dutzende Freizeityachten, die meisten haben deutsche Eigner, gingen in Roermond in Flammen auf.

Foto: Günter Jungmann

Der Bürgermeister verhängte eine Notverordnung. Der Zutritt für Unbefugte ist damit verboten. Roermond ist etwa 35 Kilometer von Mönchengladbach entfernt. Für Menschen in Deutschland besteht laut den Behörden keine Gefahr: Geplante Messungen der Luft seien wieder abgesagt worden, sagte eine Sprecherin der Feuerwehr Viersen.

Ein Feuerwehrmann spritzt nach dem Asbestalarm ein Auto in der Innenstadt von Roermond ab.

Foto: Günter Jungmann 0171 - 41 40 802
Asbestalarm: Roermond - Tag 1 nach dem Großbrand
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Der Deutsche Wetterdienst in Essen erklärte, der starke Niederschlag in der Grenzregion wasche die Asbest-Partikel an Ort und Stelle aus der Atmosphäre nach unten. In der Nacht war die Feuerwehr in Roermond zunächst von einer begrenzten Menge des Stoffes ausgegangen. Doch bei Tageslicht zeigte sich dann das Ausmaß: Nachdem an mehreren Stellen Reste von Asbest gefunden wurden, wurde die Sperrzone erweitert.

Die Feuerwehr rechnet damit, dass die Räumungsarbeiten bis zum Donnerstag dauern. Das Feuer war am späten Dienstagabend in zwei Bootshäusern an der Maas ausgebrochen. Dutzende Segeljachten wurden zerstört, verletzt wurde niemand. Doch in den Dächern der Lagerhallen war Asbest verarbeitet, der nach Einatmen Krebs erregen kann. Roermond in der südlichen Provinz Limburg wirkte am Morgen wie eine „Geisterstadt“, wie Reporter schilderten: Die Straßen waren fast menschenleer.

Der Bahnhof und wichtige Zufahrtstraßen wurden gesperrt. Bewohner dürfen das Gebiet nur an speziellen Dekontaminationspunkten verlassen und müssen Fenster und Türen geschlossen halten, bis der krebserregende Stoff entfernt ist. Geschäfte bleiben vorerst geschlossen. Autos und Fahrräder, die das Gebiet verlassen, werden abgespritzt. Die Stadt rät Bürgern, ihre Häuser und Wohnungen ohne Schuhe zu betreten.

Die Herstellung und Verwendung von Asbest ist seit 1993 in Deutschland verboten, seit 2005 auch in der ganzen EU. Doch in vielen älteren Gebäuden befindet sich der Stoff noch. Werden die Fasern des Mineralstoffes eingeatmet, kann das zu einer chronischen Entzündung in der Lunge und zu Krebs führen.