Asche-Chaos: Airlines holen Tausende Deutsche zurück
Die ersten Maschinen aus Übersee sind gelandet. Piloten kritisieren Sichtflug. EU will staatliche Hilfen erleichtern.
Frankfurt. Nach tagelangem Stillstand wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans sind in Deutschland wieder erste Flugzeuge mit Passagieren gestartet und gelandet. Die Vulkanasche sollte nach Sichtflugregeln in geringerer Höhe um- oder unterflogen werden. In Frankfurt landete Montagabend eine Maschine von Condor, die aus der Dominikanischen Republik kam. Die Lufthansa will die ersten 15 000 Passagiere aus Übersee zurückfliegen.
Die Verkehrsminister der 27 EU-Staaten kündigten an, die in Europa geltenden Flugverbote von Dienstag früh an zu lockern. Der Luftraum soll nur noch dort gesperrt bleiben, wo eine bestimmte Konzentration der Aschewolke überschritten wird. Zuvor hatte die deutsche Flugsicherung entschieden, die Flughäfen bis mindestens 2 Uhr geschlossen zu halten.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit lehnt die Sichtflüge als "unverantwortlich" ab. "Entweder der Luftraum ist sicher, oder er ist es nicht", sagte ein Sprecher. Es werde wegen des wirtschaftlichen Drucks nach Wegen gesucht, das Flugverbot zu umgehen. "Wir haben Asche in der Luft, die sich auf die Triebwerke auswirkt."
Unterdessen nimmt auch Air Berlin wieder einen eingeschränkten Betrieb auf. Noch Montagabend sollten mehrere Ziele im Inland, in Europa und in Übersee angesteuert werden. Im Ausland saßen noch etwa 100 000 deutsche Pauschaltouristen fest.
Die Airlines verlieren nach Angaben der Internationalen Luftfahrtvereinigung IATA täglich mindestens 150 Millionen Euro wegen der Flugverbote. Hinzu kämen Ausgaben für die Entschädigung von Passagieren und für die Verlegung leerer Flugzeuge.
Bundesregierung und Industrie vereinbarten, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, um den wirtschaftlichen Schaden möglichst gering zu halten. Die "task force" kam am Montag erstmals in Berlin zusammen. Die EU-Kommission will staatliche Finanzspritzen für Unternehmen erleichtern. "Wir sind bereit, ähnlich zu reagieren wie nach den Terroranschlägen vom 11.September 2001", sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Die Kommission prüfe Regeln, in deren Rahmen die Regierungen ihre Luftfahrtgesellschaften schnell unterstützen.