Astronaut Alexander Gerst ist zurück auf der Erde

Mit Fotos und Gedanken aus dem All ließ er die Menschen teilhaben.

Alexander Gerst zeigte sich froh, wieder auf der Erde zu sein.

Kasachstan. Kurz nach der Landung von Alexander Gerst in Kasachstan packen sechs kräftige Männer entschlossen zu. Mit einem Ruck heben sie den Klappstuhl mit dem deutschen Raumfahrer hoch und tragen ihn durch die leicht verschneite Steppe zu einem Ärztezelt. In der Nähe liegt die Sojus-Kapsel im Schnee, auf dem Rückweg zur Erde haben Temperaturen bis zu 1000 Grad Celsius ihr Hitzeschild in der Erdatmosphäre braun-schwarz verfärbt.

In der Nähe liegt die Sojus-Kapsel im Schnee, auf dem Rückweg zur Erde haben Temperaturen bis zu 1000 Grad Celsius ihr Hitzeschild in der Erdatmosphäre braun-schwarz verfärbt.

„Dobroje utro“, ruft Gerst den Helfern als Morgengruß auf Russisch zu. Es ist das Ende eines spektakulären Dienstflugs, fast 166 Tage nach dem Start in Baikonur.

Gemeinsam mit dem Russen Maxim Surajew und dem US-Amerikaner Reid Wiseman hat Gerst die Sojus Ende Mai bestiegen, gemeinsam kehren die drei Männer jetzt von der Internationalen Raumstation ISS zurück.

Das Moskauer Staatsfernsehen zeigt, wie die auf der ISS gebliebene Kosmonautin Jelena Serowa das Trio an der Einstiegsluke zur Raumkapsel verabschiedet, sie streicht Gerst noch einmal über den kahlgeschorenen Schädel und macht ein Kreuzzeichen als Glücksbringer. Wegen der begrenzten Steuerung ist ein Heimflug mit der robusten Sojus gefährlicher als ein Start.

Rund 400 Kilometer über China, nahe der Grenze zur Mongolei, koppeln Gerst, Surajew und Wiseman die Sojus von der ISS ab und begeben sich auf den Sinkflug. Nach fast sechs Monaten in der Schwerelosigkeit zerren plötzlich Fliehkräfte an den Raumfahrern, in der engen Kapsel werden die Männer in die individuell geformten Sitze gepresst.

Der Funkkontakt bricht wie erwartet ab, die enorme äußere Hitze lässt die Luken blind werden. Im Fernsehen ist zu erkennen, wie Orbital- und Maschinenteil abgesprengt werden und in der Atmosphäre verglühen.

Etwa dreieinhalb Stunden nach dem Abdocken vom Außenposten der Menschheit bremst ein großer weiß-roter Fallschirm die rund drei Tonnen schwere Sojus ab. Während in Deutschland die Ersten beim Frühstück sitzen, schlägt in der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan gegen 9.58 Uhr Ortszeit (4.58 Uhr MEZ) die glockenförmige Kapsel in der baumlosen Weite Zentralasiens auf.

Dutzende Helfer eilen in Hubschraubern und Geländewagen herbei und tragen die Raumfahrer aus dem Gefährt. Nach mehr als 2500 Erdumrundungen funktionieren Muskeln und Orientierungssinn der Männer noch nicht einwandfrei.

Im Ärztezelt muss das Trio nicht lange bleiben. Schon am Abend wurde Gerst in Köln erwartet. „Mach‘s gut, Max! Es war mir eine Ehre, unter Deinem Kommando ins All zu fliegen“, schreibt der 38-jährige Geophysiker bei Twitter an Surajew. Der Kosmonaut fliegt weiter nach Moskau, der Astronaut Wiseman besteigt eine Maschine in die USA. Im Dezember soll sich das Trio wiedersehen, bei Gesprächen in Russland.

Wie es mit Alexander Gerst, dem elften Deutschen im All, weitergeht, ist bislang nicht ganz klar. Für einen weiteren Flug zur ISS-Raumstation, auf der derzeit neben der Kosmonautin Serowa ihr Landsmann Alexander Samokutjajew und der US-Amerikaner Barry Wilmore arbeiten, steht der Mann aus Künzelsau in Baden-Württemberg zur Verfügung. Absehbare Termine für eine erneute Reise gibt es aber auf Jahre hinaus nicht.

Keiner seiner Vorgänger ließ die Menschen auf der Erde so an seiner Mission teilhaben wie Gerst. Fast täglich verbreitete er seine Eindrücke per Twitter: Fotos von Städten, dem Leben auf der ISS oder Gedanken. Nach der Landung hieß es beim Kurzmitteilungsdienst: „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Nur die Schwerkraft zieht mich etwas runter.“