Auf den „Menschenkönig“ warten große Aufgaben

Amsterdam (dpa) - Für den Tag nach dem Thronwechsel hat die niederländische Zeitung „De Volkskrant“ nur ein einziges Wort als Titel gewählt: „Mensenkoning“. Treffender lässt sich kaum zusammenfassen, was die Niederländer von ihrem neuen Monarchen erwarten.

Ein „Menschenkönig“ soll er sein. Volksverbunden, ein Kumpeltyp, ja auch leutselig auf der einen Seite - und zugleich soll er der Würde der Monarchie gerecht werden, soll sein Land repräsentieren in der Tradition des Oranje-Königtums als „Vater des Vaterlands“.

Die erste Feuerprobe - da waren sich am Mittwoch Politiker nahezu aller Parteien und die meisten Kommentatoren einig - hat der neue König bereits mit seiner Ansprache bei der Vereidigung bestanden. „Von meinem Amt habe ich ein klares Bild“, versicherte der 46-Jährige den in der Neuen Kirche von Amsterdam versammelten Volksvertretern - und zugleich den knapp sieben Millionen Niederländern vor den TV-Bildschirmen. „Der König hat sein Amt im Dienste der Gemeinschaft auszuüben.“

Kontinuität gehöre dazu, betonte Willem-Alexander. Eine Verneigung vor der Lebensleistung seiner Mutter Beatrix (75). Mehr als drei Jahrzehnte hatte sie das Amt des Staatsoberhaupts majestätisch ausgeübt. An ihrer Seite stand, so hatten Beatrix und auch ihr Sohn mit viel Wärme nun wieder hervorgehoben, der aus Deutschland stammende Prinz Claus, den die Niederländer sehr geliebt hatten.

Auch Willem-Alexander muss die schwere Aufgabe nicht allein bewältigen. „Dabei ist mir bewusst, wie ausgesprochen glücklich ich mich mit der Unterstützung meiner Frau Máxima schätzen kann“, sagte er. Máxima hatte bereits dafür gesorgt, dass die Popularitätswerte des neuen Königs deutlich gestiegen waren.

Willem-Alexander wird ein anderer Monarch als seine Mutter sein. Er strafte jene Witzbolde Lügen, die sein Konterfei mit der berühmten „Betonfrisur“ der Mutter und einem ihren Riesenhüte zu einer „Beaxander“-Fotomontage verschmolzen hatten: „Jeder König verleiht seinem Amt eine individuelle Prägung. Jeder neue Amtsinhaber ist eine andere Persönlichkeit in einer anderen Zeit.“

Wie sehr er sich im Stil von seiner Mutter unterscheidet, die stets hoheitsvoll wirkte, führte Willem-Alexander noch am Abend der Thronwechsel-Party vor. Spontan ging er auf die Musiker zu und bedankte sich. Ein deutlich modernerer Stil, kommentierte der Historiker Herman Pleij im Fernsehen. „Die Sicherheitsleute werden sich daran gewöhnen müssen.“

Auch wenn es um Inhalte geht und um die Lage der Nation, erweist sich Willem-Alexander als realitätsbewusst. „Ich trete mein Amt in einer Zeit an, in der viele im Königreich sich verletzlich oder unsicher fühlen“, sagte er in Anspielung auf die derzeitige Rezession und hohe Arbeitslosigkeit. „Dass die Kinder es einmal besser haben werden als ihre Eltern, erscheint nicht mehr so sicher wie früher.“

Dieser Herausforderung zu begegnen, ist natürlich auch in der konstitutionellen Monarchie der Niederlande zuallererst Aufgabe von Politik und Wirtschaft. Doch der König kann Zeichen setzen. Er kann trotz der ihm auferlegten politischen Zurückhaltung auf Probleme ebenso hinweisen wie auf mögliche Lösungswege.

Dazu dient nicht nur das wöchentliche interne Gespräch des Monarchen mit dem jeweiligen Regierungschef. In der Öffentlichkeit kann Willem-Alexander Vorbilder für das Land präsentieren. Bereits bei der Vereidigung machte er das deutlich. Die Aufmerksamkeit der meisten Sender mag der Vielzahl adliger Gäste in tollen Roben gegolten haben. Doch es wurde auch registriert, dass auf Wunsch Willem-Alexanders ein Astronaut, ein Wissenschaftler und ein Topsportler unter den Ehrengästen waren.