Auf Talentsuche im Flüchtlingsheim
Die Kölner Arbeitsagentur geht auf qualifizierte Asylbewerber zu. Düsseldorf und Wuppertal ziehen jetzt nach.
Köln. Bundesagentur für Arbeit Köln, 12. Stock. Er komme aus Alexandria, berichtet der schwarzhaarige junge Mann etwas stockend. „Ah, Alexandria!“, sagt Arbeitsvermittler Michael Strucken. „Das ist ja eine ganz alte Stadt.“ Sofort hellt sich das Gesicht des jungen Mannes auf: „Für Ägypten gar nicht mal so“, sagt er und lächelt. „Wir haben noch viel ältere Städte.“
Es muss eine Herausforderung sein, sich auf Deutschland einzulassen, wenn man sein bisheriges Leben in Ägypten verbracht hat. Und doch ist der 22-Jährige fest entschlossen. Nach zwei Monaten spricht er bereits gut Deutsch. Und er will mehr — nämlich möglichst bald arbeiten gehen in seinem erlernten Beruf als Schweißer.
Mit Leuten wie ihm hat Strucken oft zu tun. Er ist auf Asylsuchende spezialisiert. Gerade hat die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit mitgeteilt, 32 solcher Talentscouts zusätzlich einzustellen. Unter anderem laufen bereits Bewerbungsverfahren für solche Scouts in den Agenturen in Düsseldorf und Solingen-Wuppertal. „Wir hoffen, dass wir schon Ende Juni die ersten Scouts gefunden haben“, sagt Aneta Schikora, Sprecherin der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit.
Der Vorteil: In Düsseldorf und Wuppertal gibt es sogenannte Bleiberechtsnetzwerke für Asylbewerber. Dank der guten Infrastruktur könne so gezielt nach Talenten gesucht werden.
Noch vor einem Jahr war Strucken — promovierter Theologe, der jahrelang in der Entwicklungshilfe tätig war — der erste Talentscout, der durch Flüchtlingsheime zog. Inzwischen kommen seine Klienten direkt zu ihm ins Büro. „Für die meisten ist es schrecklich, zunächst mal zum Nichtstun verurteilt zu sein“, ist seine Erfahrung. „Die sind hochmotiviert, so schnell wie möglich Arbeit zu finden.“
Bisher gibt es zwei Bedingungen, damit Strucken aktiv werden kann: Die Bewerber müssen aus einem Land kommen, das die Genehmigung ihres Asylantrags wahrscheinlich macht. Außerdem müssen sie eine abgeschlossene Schulausbildung haben oder längere Berufserfahrung. Nur jeder Zehnte kann nichts dergleichen vorweisen. Insgesamt hat Strucken bisher 165 Menschen in sein Fortbildungs- und Vermittlungsprogramm aufgenommen. Darunter sind Elektrotechniker, Juristen, Mediziner, Mechaniker und sogar ein Imker.
Das A und O bei der Arbeitsvermittlung ist die Sprache. „Wir brauchen ganz dringend noch mehr Kurse, und dies zeitnah“, meint Strucken. Mentalitäts- oder Kulturunterschiede seien dagegen kaum ein Thema. Wie Aneta Schikora berichtet, geht es eher darum, die Qualifikationen der Flüchtlinge an deutsche Erfordernisse anzupassen. „Wir haben erst gerade einen Schmucksteine-Einfasser vermittelt. In seiner Heimat Armenien wird diese Arbeit per Hand verrichtet, bei uns gibt es dafür Maschinen. Ein Lehrgang genügte, so dass er jetzt hier arbeiten kann.“ Parallel zum neuen Job absolviert der Mann zudem noch einen Deutschkurs.