Ausstellung: Popmöbel, flippig und teuer
Sofas in limitierter Auflage kosten heute mehr als klassische Kunstwerke. Das Forum NRW zeigt jetzt 44 Objekte mit einem Versicherungswert von 25Millionen Euro.
Düsseldorf. Bei Ikea wär das nicht passiert: Das Metallsofa namens "Lockheed Lounge" des australisch-britischen Designers Marc Newson hat gerade auf einer Design-Auktion in London den Rekordpreis von 1,1Millionen Pfund (1,27 Millionen Euro) erzielt.
Nur zehn Exemplare gibt es von dieser Liege aus Fiberglas und Aluminiumblech, die an ein geschwungenes Surfbrett erinnert. Vor 20 Jahren hatte ein Sofa noch 80000 Mark gekostet. Nachdem sich aber Popdiva Madonna 1993 für ihr Video "Rain" ("Regen") auf solch einem Objekt geräkelt hat, stieg die Serie enorm im Preis. Jetzt ist die "Lockheed Lounge" im NRW-Forum zu bewundern.
Seitdem die Werke von Picasso & Co. nicht mehr beliebig auf dem Kunstmarkt zu haben sind, konzentriert sich die Branche vermehrt auf die limitierte Design-Ware. Während die Möbelindustrie ihre Produkte an der Funktionalität ausrichtet und sich in den Preisen an den Normalbürger hält, ist das Design mit den limitierten Auflagen ausgeschert.
Je flippiger, desto teurer. Die Polyester-Glocke "Bella Bettina" von Marcel Wanders, dem Jeff Koons der Niederlande, steht wie eine königliche Primadonna im Raum und ist eine funktionslose Augenweide für eine fünfstellige Summe. Die ultra-hippe Welt der Popkultur, in der ein Paravent an eine riesige, aufgeklappte Küchenreibe erinnert, hat mit praktischen Erwägungen nichts mehr zu tun.
Die 44 Objekte, die die Ausstellungs-Manager Werner Lippert und Petra Wenzel unter dem Titel "Ufo" präsentieren, haben einen Versicherungswert von 25Millionen Euro. Das liegt einerseits an den oft hohen Produktionskosten, andererseits am Kult-Status der Kreativen. Ron Arad, Vorreiter der limitierten Auflagen im Design-Bereich, triumphierte soeben im Centre Pompidou (Paris). Für seine Liege namens "Bodyguard", die ebenfalls in Düsseldorf zu sehen ist, muss man schon 460000 Euro auf den Tisch legen.
Sie steht hochkant wie eine Ikone im Raum. Das silbern glänzende Möbelstück ist mit Blei beschwert. Legt man es auf den Boden, kann sich der Betuchte wippend nach vorn oder hinten bewegen. Das Kurvenobjekt wurde bei Ernest Mourmans im belgischen Lanaken hergestellt. 20 Mitarbeiter sind in Riesenhallen nur damit beschäftigt, die Stühle des Stars von Hand zu schleifen.
In dieser Top-Klasse der Designer spielt kein deutscher Formgestalter mehr mit, weil die Deutschen noch immer dem Bauhaus-Minimalismus huldigen. Und auch die Leihgeber sind Galeristen aus der obersten Liga von Gagosian in New York und London, Albion in London bis zu Sprüth/Magers in Berlin und London.
Dabei muss das Material gar nicht teuer sein. Die Brüder Fernando und Humberto Campana - der eine von Haus aus Architekt, der andere Jurist - ließen sich von dem chaotischen, kitschigen und farbenfrohen Leben auf den Straßen von Sao Paulo inspirieren.
Eine Sammlung gebrauchter Spielzeugtiere aus den Elendsvierteln von Brasilien oder bunte Mopp-Teile von Vileda kombinieren sie mit Stuhlgestellen. Wer sich darin niederlässt, vergisst die Probleme dieser Welt.
Martino Gamper, Italiener in London, gehört ebenfalls zu den begehrten Designern. Er hat hundert Möbelstücke vom Sperrmüll genommen, zersägt, hochgeklappt oder neu kombiniert. So entkernt er auch einen üppigen Sessel aus der Zeit des Gelsenkirchener Barock.
Der Liebhaber solcher Stücke kann nun in den puristischen Strippen sitzen. Der Witzbold der Branche erklärt allerdings seine gesamte Serie für unverkäuflich.