Beatrix strahlt: „Welkom“ im Reichsmuseum

Amsterdam (dpa) - Punkt 12 Uhr drehte Königin Beatrix den großen goldenen Schlüssel um, Fanfaren ertönten, und ein Feuerwerk brach los. Rot-weiß-blaue und orangefarbene Rauchwolken umhüllten das weltberühmte Gebäude am Samstag.

Die Menge jubelte, und die Königin strahlte: Das Amsterdamer Reichsmuseum war wieder eröffnet.

„Ich hatte schon Angst, dass es brennt“, lachte der 36 Jahre alte Michel. „Das wäre ja extrem ärgerlich gewesen“, fügte er mit typisch Amsterdamer Gelassenheit hinzu. Doch das „Rijks“, wie die Amsterdamer ihre nationale Schatzkammer liebevoll nennen, brannte nicht. Im Gegenteil.

Damit endeten quälend lange zehn Jahre voller Baustellen und Streit. Die Totalrenovierung hatte fast sechs Jahre länger gedauert als geplant und war mit 375 Millionen Euro auch etwa ein Drittel teurer geworden. Das war nun vergessen. Statt der großen digitalen Uhr, die die Stunden bis zur Neueröffnung abgezählt hatte, entrollte sich über dem Eingang ein Banner mit der Aufschrift: „Welkom“.

Tausende nahmen diese Einladung an. Bis um Mitternacht durfte jeder das Reichsmuseum gratis besichtigen. „Es ist wunderbar, grandios“ , erzählte eine ältere Dame den geduldig in langen Reihen wartenden Niederländern. Sie hatte bereits die völlig renovierten 80 Säle gesehen. „Zehn Jahre Warten hat sich gelohnt.“

Auch Kritiker aus dem In- und Ausland sind überwältigt. Das Gebäude ist wieder das, was dem Architekten Pierre Cuypers 1885 vorschwebte: Eine Kathedrale für die Kunst. Die Ornamente, Säulen und Wandgemälde wurden restauriert. Aus den bisherigen Innenhöfen entstand eine verglaste licht durchflutete moderne Eingangshalle. Die 8000 Objekte werden nicht mehr in einem Labyrinth von kleinen Kämmerchen präsentiert, sondern in klaren, mit modernster Technik ausgestatteten Räumen.

Im Mittelpunkt bleibt die Ehrengalerie für die Werke der alten holländischen Meister wie Frans Hals oder Vermeer. Der Höhepunkt für die erwarteten zwei Millionen Besucher pro Jahr ist: „Die Nachtwache“ von Rembrandt.

Auch Königin Beatrix war die Begeisterung anzusehen. Fast tänzelte sie über den 250 Meter langen orangefarbenen Teppich. Keine Spur von Erschöpfung war der 75-Jahre alten Monarchin anzusehen. Dabei absolviert sie in den letzten Wochen einen wahren Marathon an offiziellen Auftritten: Eröffnungen, Ordensverleihungen, Konzerte, Empfänge.

Am vergangenen Mittwoch war sie Ehrengast beim Galakonzert zum 125-jährigen Jubiläum des Concertgebouws, gleich gegenüber vom Reichsmuseum. Einen Tag später eröffnete sie die 300-Jahrfeiern zum Frieden von Utrecht. Das Fest für diesen Friedensvertrag wurde eine spontane Hommage für die Fürstin, die seit fast 33 Jahren Staatsoberhaupt der Niederländer ist. „Bea bedankt“, sangen Tausende auf dem Domplatz in Utrecht. Beatrix war sichtlich gerührt.

An diesem Samstag galt der Jubel aber einer anderen großen alten Dame: dem Reichsmuseum. Das wird in gut zwei Wochen anders sein. Bei ihrem nächsten Besuch in der niederländischen Hauptstadt wird Beatrix im Mittelpunkt stehen. Am 30. April wird sie den Thron ihrem Sohn, Kronprinz Willem-Alexander, übergeben.