Bequem versus ausdrucksvoll: Trends der Damenmode im Herbst
Berlin (dpa/tmn) - Die Mode begeistert in diesem Herbst und Winter vor allem zwei Zielgruppen: einerseits diejenigen, die sich in ihrer Kleidung in erster Linie wohlfühlen möchten. Und andererseits all jene, die sich gern individuell kleiden und nichts dagegen haben, aufzufallen.
„Zum einen beeinflusst der gesellschaftliche Trend zum Cocooning, zum Rückzug ins Private, auch die Kleidermode. Komfort spielt dabei die entscheidende Rolle“, sagt Gudrun Allstädt, Moderedakteurin der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ aus Frankfurt am Main. „Zum anderen orientieren sich die Designer am großen Retrotrend der 1970er Jahre und beleben den Hippie-Stil wieder.“
Komfortable Kleidung müsse nicht nur weich aussehen, sondern sich auch so anfühlen. Oberteile, die auf der Haut kratzen oder haaren, lassen sich in den Modegeschäften in dieser Saison entsprechend selten finden. Gefragt sind stattdessen geräumige Strick-Pullover aus Jersey- und Sweatstoffen in Natur- und Pastelltönen, wie Taupe, Lavendel oder Hellblau, sowie weite Jacken. „Besonders gemütlich machen es sich Modebewusste in diesem Winter in Stepp- und Daunenjacken, kastenförmig geschnittenen Mänteln sowie Westen und Ponchos im Oversized-Look“, sagt Jutta Fuhrmann, Modedesignerin aus Düsseldorf und Vorstandsmitglied im Verband der deutschen Mode- und Textildesigner (VDMD).
Wie schon im Sommer bei Blusen und Tops liegt auch in der kalten Jahreszeit die Betonung auf Ärmeln und Rücken. Statt mit Cut-outs akzentuieren die Designer diese Körperstellen jetzt beispielsweise mit Knopfleisten oder voluminösen Stufen. „Der Oversized-Look sieht an großen Damen super aus“, sagt Marion Ising, Stilberaterin aus Freudenberg bei Siegen. „Kleine, zierliche Frauen können in weit geschnittenen Oberteilen aber schnell verschwinden. Dann bin ich zwar modisch in, optisch allerdings out.“ Damit das nicht passiert, sollten kleinere Frauen körpernahe Schnitte und feine Muster weiten Schnitten und grob gemusterten Kleidungsstücken vorziehen, rät die Stilberaterin.
Zu den angesagten lässigen Oberteilen passt die Röhrenhose, die seit Jahren beliebt ist. „Frauen haben sich an die schmale Silhouette gewöhnt“, sagt Modedesignerin Fuhrmann. „Deswegen bleibt die eng anliegende Hose modern.“ Redakteurin Allstädt ergänzt: „Die Röhrenhose ist zwar körperbetont geschnitten, passt wegen ihres elastischen Materials, wie Stretch, aber bestens zum Wunsch nach Bequemlichkeit.“
Beeinflusst durch den 1970er Jahre-Hippie-Trend entwickeln sich die Hosensilhouetten nichtsdestotrotz weiter. „Bis sie sich durchsetzen, dauert es zwar noch, Schlaghosen, Hosenröcke, Culottes und Marlene-Hosen sieht man jetzt aber immer häufiger“, sagt Allstädt. Besonders en vogue ist die so genannte Kick Flare Jeans. Das ist eine schmal geschnittene Hose, die über den Knöcheln endet und leicht ausgestellt wird. „Dazu kombiniert frau in dieser Saison Boots oder Sneaker und steckt ihre Füße in dekorative Strümpfe, wie zum Beispiel Glitzersocken“, erläutert die Moderedakteurin.
Dabei gilt allerdings zu beachten: „Großen Frauen mit langen Beinen stehen Schlaghosen meist gut, kleinere Damen können darin gestaucht wirken“, sagt Stilberaterin Ising. „Ihnen empfehle ich, auf den so genannten Bootcut-Stil zu setzen.“ Dabei wird das nur leicht ausgestellte Hosenbein locker über dem Schuh oder Stiefel getragen.
Zu den neu entdeckten Retro-Hosensilhouetten tragen Trendbewusste, die mit ihrer Kleidung ein Statement setzen wollen, im Herbst und Winter mit Rüschen oder Blütenstickereien verzierte Blusen in starken Farben, wie Dunkelrot, Smaragdgrün, Senfgelb oder Cognac. Daneben findet man in den Geschäften mit Ornamenten, Tupfen und Streifen wild gemusterte oder mit Kunstfell besetzte Shirts und Pullover. „Die Impulse für diesen eklektischen Mode-Mix kommen vor allem von Gucci“, erklärt Allstädt. „Muster und Farben wild zu kombinieren, ist gewagt, steht aber auch für Lebendigkeit.“ Eine gute Möglichkeit also, dem trüben Winterwetter mit bunter Kleidung etwas entgegenzusetzen.