Modewoche Berliner Fashion Week beginnt

Berlin (dpa) - Das Model trägt einen aufgepusteten Plastikfisch auf dem Kopf und einen überdimensionalen blauen Seidenblouson, eine elegante Krawatte zu schweren, weißen Boots. Was auf den ersten Blick etwas durchgeknallt wirkt, ist in Wahrheit ein politisches Statement.

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Das niederländische Avantgarde-Label Botter hat die Berliner Fashion Week am Dienstag mit einer Show eröffnet, die sich mit den Themen Identität und Herkunft auseinandersetzt - hochprofessionell und kreativ, aber auch mit einer gehörigen Portion Humor.

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Das junge Designerduo Rushemy Botter und Lisi Herrebrugh schickt dafür ausschließlich dunkelhäutige Models auf den Laufsteg. Es kombiniert strenges Glencheck-Karo mit bunten Fischernetzen, jugendlichen Gang-Look mit fröhlichem Blumendesign - immer scheint Botters karibische Heimat durch.

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„Unsere Inspiration stammt von Fischern, die frühmorgens aufstehen, um in See zu stechen“, sagte er kürzlich. „Sie tragen ihre Netze, das verleiht ihnen einen poetischen Anblick. Wir wollten diesen Menschen, die sonst nicht zu Wort kommen, als Sprachrohr dienen.“

Das talentierte Duo, das im Frühjahr den begehrten Grand Prix beim Modefestival in Hyères gewonnen hat, steht für den Anspruch der Berliner Modewoche, sich den Zeichen der Zeit zu stellen. Dazu gehört auch die Einladung ans Publikum, die bisher nur Fachbesuchern vorbehaltenen Schauen per Livestream oder Public Viewing direkt mitzuerleben.

„Eine Demokratisierung der Mode“, lobt Lisa Banholzer, die mit ihrem Internet-Magazin Blogger Bazaar als einflussreiche Influencerin gilt. Zusammen mit Model Stefanie Giesinger, 2014 „Germany's Next Topmodel“ bei ProSieben, ist sie zur Einstimmung auf das Freigelände vor dem Ewerk in Berlin-Mitte geladen.

Während ihr Talk über die riesige Videoleinwand der angesagten Eventlocation flimmert, bereiten sich angesichts des herrlichen Sommerwetters die Buden im sogenannten Food Market auf einen größeren Ansturm vor. Es gibt kalifornische Soulkitchen und Limo nach Omas Rezept, veganes Eis und natürlich „die größte Currywurst der Welt“. Die vielen schmalen Bloggerinnen, die auf Riemchenstilettos durchs Gelände schlendern, halten sich vorerst zurück.

Zweimal am Tag gibt es eine Verschnaufpause beim Yoga. „Tief ein, tieftief aus“, gibt Lehrerin Sandra Gerhard (46) immer wieder als Atemrhythmus vor und beendet die Stunde auf dem großen Holzpodest mit einem gemeinsamen Shavasana, der Endentspannung. „So eine Modewoche ist immer lustig und aufregend. Da tut es gut, zwischendurch auch mal durchzuatmen und zu sich zu kommen“, sagt sie.

Nur drei U-Bahnstationen weiter geht es deutlich trubeliger zu. Bei der Messe Premium, der größten von insgesamt acht Fachmessen, zeigen rund 1000 Labels auf 23 000 Quadratmetern ihre Kollektionen für die kommende Sommersaison. In den riesigen Hallen des einstigen Postbahnhofs Station Berlin finden sich die namhaften internationalen Hersteller der Branche dicht an dicht nebeneinander.

„Das Konzept der Modewoche, alles zusammen zu machen - Damen und Herren, Street- und Sportswear, Laufsteg, Kunst und Events - ist total aufgegangen“, sagt Premium-Chefin Anita Tillmann, die auch im Vorstand des veranstaltenden German Fashion Council ist. „Wir liegen damit goldrichtig im Trend.“

Insgesamt zeigen bis Freitag bei fast 200 Veranstaltungen rund 3500 Aussteller ihre Kollektionen. 100 000 Fachbesucher werden erwartet.

Zum Auftakt hatte bereits am Montagabend der Berliner Designer und TV-Promi Guido Maria Kretschmer („Shopping Queen“) zur Show geladen. Als Gäste saßen Schauspielerin Christine Neubauer, Journalistin Dunja Hayali und Sänger Lukas Rieger in der ersten Reihe. Beim Promifaktor ist für die nächsten Tage noch Luft nach oben.