Berliner Philharmoniker verlassen Osterfestspiele

Schock in Salzburg: Die Berliner Philharmoniker kehren den Osterfestspielen den Rücken. Nun freut sich Baden-Baden auf die Opernproduktionen.

Berlin/Salzburg (dpa) - Die Berliner Philharmoniker verlassen nach mehr als 40 Jahren die Salzburger Osterfestspiele und beginnen 2013 zu Ostern ein neues Festival in Baden-Baden. Die Zusammenarbeit mit dem Festspielhaus Baden-Baden sei langfristig geplant, teilten die Philharmoniker am Samstag mit. Der Schwerpunkt werde auf szenischen Opernaufführungen liegen. Baden-Baden hatte schon länger um die Berliner geworben, die sich ein größeres Festspielprogramm wünschen.

Die Entscheidung für den Wechsel sei nach reiflicher Überlegung auf einer Orchestervollversammlung gefallen, erklärte Olaf Maninger aus dem Stiftungsvorstand der Philharmoniker. „Wir brauchen für unsere Opern- und Konzertaktivitäten zu Ostern eine langfristig gesicherte Gesamtsituation, die uns das Festspielhaus Baden-Baden bieten kann. Auf dieser Grundlage wollen wir ein kreatives, lebendiges und für das Publikum erschwingliches Opernfestival entstehen lassen.“

„Ich bedauere diese Entscheidung der Berliner Philharmoniker außerordentlich“, erklärte der geschäftsführende Intendant des Festivals, Peter Alward. Grund sei, dass Salzburg die ursprünglichen Forderungen des Orchesters nach vier Opernaufführungen und einer deutlichen Ausweitung des Kammermusik- und Education-Spektrums nicht umsetzen konnte.

„Trotzdem möchte ich mich ausdrücklich bei den Berliner Philharmonikern für die wunderbare Zusammenarbeit bedanken“, sagte Alward. Er hoffe nun auf einen künstlerischen und wirtschaftlichen Neustart für das Festival. Der Intendant der Stiftung Berliner Philharmoniker, Martin Hoffmann, sprach den Salzburgern Dank für eine „wundervolle Zeit“ aus.

Von den Osterfestspielen in Salzburg, die 2009/10 von einem massiven Finanzskandal erschüttert wurden, wird sich das Berliner Orchester 2012 mit den geplanten beiden Aufführungen der Oper „Carmen“ unter Leitung Chefdirigent Sir Simon Rattle sowie Konzerten, den Kontrapunkten und dem Education-Projekt verabschieden.

Nach Angaben der Philharmoniker wird Baden-Baden künftig der Ort sein, an dem sie Premieren von Opern-Neuproduktionen spielen. Außer dem Festspielhaus wollen die Musiker auch andere Spielstätten in der Stadt nutzen, unter anderem für experimentelle Projekte das historische E-Werk, das Museum Frieder Burda oder die staatliche Kunsthalle. Im Education-Bereich wollen die Philharmoniker eigene Projekte anbieten. Es werde überlegt, mit diversen Musikhochschulen der Umgebung Baden-Badens zusammenzuarbeiten, wie es in einer Mitteilung heißt. Die Kooperation mit dem Teatro Real in Madrid soll auch nach dem Umzug ins Festspielhaus Baden-Baden weitergehen.

Der Baden-Badener Festspielhaus-Intendant Andreas Mölich-Zebhauser sagte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern, weil diese eine Auszeichnung für die Stadt und das Festspielhaus sei. Sir Simon Rattle erklärte in einer Mitteilung der Philharmoniker: „Ich freue mich auf die zukünftige musikalische Arbeit in Baden-Baden und die Realisation vieler spannender Projekte.“

Die Salzburger Osterfestspiele wurden einst von Herbert von Karajan gegründet, um den Philharmonikern auch als Opernorchester Geltung zu verschaffen. Seit 1967 waren die Berliner Musiker hier das Herzstück der Opernaufführungen und Konzerte. Die Osterfestspiele gelten als eines der teuersten und exklusivsten Klassik-Festivals international.