Berliner Tunnel-Gangster hatten Schließfach in Bank
Berlin (dpa) - Rund eine Woche nach der Entdeckung des Berliner Tunnel-Coups sorgen zahlreiche Einbruchsspuren und Zeugenhinweise für Optimismus bei den Fahndern.
„Sie haben doch sehr, sehr viel Spuren hinterlassen, so dass wir zuversichtlich sind, dass die Täter ermittelt werden können“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Dienstag zu dem spektakulären Bankeinbruch.
Inzwischen hat die Polizei Hinweise zu drei Tätern. Ein Mitglied der Bande hatte in der Volksbank in Berlin-Steglitz ein Schließfach gemietet. Zu diesem Mann möchte die Polizei noch keine Angaben machen. Sie veröffentlichte aber am Dienstag ein Fahndungsfoto zu einem anderen Mann, der einen Tiefgaragenstellplatz mietete. In der vergangenen Woche hatte die Polizei bereits ein Phantombild zur Fahndung nach einem ersten Verdächtigen herausgegeben.
Durch die Anmietung eines Schließfaches kam die Bande in das Innerste der Bank. Sie wollte wohl den Tresorraum mit 1600 Fächern im Keller und mögliche Sicherungseinrichtungen wie Kameras oder Bewegungsmelder auskundschaften. Zutritt zu dem etwa 100 Quadratmeter großem Raum erhalten nur Kunden mit eigenem Schließfach. Sie werden von einer Bankangestellten eingelassen und können sich dann alleine und ungestört bewegen.
So konnte zumindest einer der Einbrecher sich in Ruhe im Tresorraum umsehen. Ob es von diesem Mann eine Ausweis-Kopie oder Aufnahmen einer Videokamera gibt, wollte die Polizei nicht sagen.
Das neue Fahndungsbild stammt aus einem gefälschten holländischen Ausweis, mit dessen Hilfe einer der Täter im Februar 2012 einen Stellplatz in einer Tiefgarage nahe der Volksbank mietete. Der Vermieter kopierte den Ausweis. Der gesuchte Mann ist 1,75 bis 1,85 Meter groß, schlank bis kräftig und hat mittelblonde bis braune kurze Haare. Von diesem abgetrennten Stellplatz aus gruben die Einbrecher den 45 Meter langen Tunnel zu der Bank.
Am 14. Januar war der Einbruch in die Bank entdeckt worden. Nach bisherigen Ermittlungen hatte die Bande 309 Schließfächer aufgebrochen, von denen 294 vermietet waren. Inzwischen liegen der Polizei mehr als 170 Hinweise auf die Täter vor.
Einige Spuren, die die Sonderkommission „Tunnel“ entdeckte, weisen nach Osteuropa. Die Einbrecher-Bande ließ hunderte Schließfächer ungeöffnet und verlor bei ihrem Abzug sogar Geld und Wertgegenstände sowie Wasserflaschen. Die Polizei vermutet daher, dass die Täter sich gestört oder entdeckt fühlten und überstürzt flohen.