Bildung: Unis rüsten für die Elite auf
An der Elite-Universität in Aachen wird zurzeit kräftig gebaut. Aber auch bei den Aspiranten in Bochum und Köln wird viel investiert.
Aachen. Wolfgang Kutscher hat zwei Sorgen: Er braucht Platz und Geld. Viel Geld. Bis 2015 will er die Rheinisch-Westfaelische Technische Hochschule (RWTH) Aachen für 540 Millionen Euro sanieren und neu bauen. Vor allem neu bauen. Kutscher ist der Chef des Baumanagements der Hochschule. Seitdem die Aachener Uni den Elite-Status hat, sei die Zahl der Baumaßnahmen regelrecht explodiert, bemüht die sonst eher nüchterne Uni einen Superlativ. Auch bei den Elite-Aspiranten Bochum und Köln wird im Vorgriff auf den Titel kräftig gebaut und saniert.
Als einzige nordrhein-westfälische Universität hat die RWTH Aachen 2007 den Elite-Status erhalten. Seitdem wirkt sie in ihrer Entwicklung wie entfesselt: Institute werden gebaut, Labore, Hörsäle, Großgebäude werden saniert. „Für eine qualifizierte Forschung und Lehre ist das unverzichtbar“, sagt Pressesprecher Toni Wimmer.
Nicht weit weg vom Stadtkern graben sich seit einem Jahr die Bagger großflächig für den Campus durchs Gelände. Die Aachener kündigen ihn selbstbewusst als eine der größten Forschungslandschaften Europas an. Diesen Flächenzuwachs brauche die Uni, wenn sie im internationalen Wettbewerb bestehen will, sagt Wimmer: „Wir haben untersucht, was zeichnet die internationalen Mitbewerber aus. Es ist die Fläche.“ Mehr Fläche bedeute eine höhere Konzentration an Wissenschaft. Für die RWTH ist der Campus ein Jahrhundertprojekt.
Auch die Uni Köln gibt bei Bau und Sanierung richtig Gas. In der Exzellenzinitiative hat sie gute Chancen auf den Titel. Marode Gebäude und eine veraltete Infrastruktur wären da keine gute Visitenkarte, sagt Sprecher Patrick Honecker: „Die Uni muss ihr Angesicht verändern.“
Die Uni hat sich auf den laufenden Wettbewerb mit neuen Laboren und Seminarräumen vorbereitet. Dafür habe sie eine Anschubfinanzierung erhalten. Den Sanierungsstau will die Uni mit 300 Millionen Euro zügig abarbeiten. „Bauen wird immer mehr zum Teil der Hochschulpolitik. Man muss für die Wissenschaftler bauen, damit sie sich nicht für einen anderen Standort entscheiden“, stellt er fest.
In den nächsten zehn Jahren will Köln bis zu 700 Millionen Euro investieren. Dass es aber mit dem Elitestatus nicht einfacher wird, an Geld zu kommen, davon singen sie in Aachen ein Lied. „Wir haben den Eindruck, die Elite bremst uns ab, weil man meint, wir bekommen Geld aus anderen Quellen“, sagte die Aachener Dezernatsleiterin Gabriele Golubowitsch.
Die Begehrlichkeiten auf den Elite-Status haben auch bei der Ruhr-Universität in Bochum die Bauaktivitäten beflügelt. Bis 2025 soll eine Milliarde Euro investiert werden, sagte der Leiter für Großbauprojekte, Uwe Burckhardt. Die Realisierung hänge natürlich von der Politik und der Haushaltssituation des Landes ab.
Die Exzellenzinitiative habe bei der Sanierungsentscheidung natürlich eine Rolle gespielt. „Neue Qualität müssen wir auch mit einem gewissen Gesicht verkaufen. Wir wollen uns bewusst dem Wettbewerb stellen“, sagt Burckhardt. An Deutschlands erster Nachkriegsuniversität nagt der Zahn der Zeit. Mehrere Institutshochhäuser müssen kernsaniert werden.