Björn Freitag: Ein Sternekoch auf Spurensuche

Was ist drin in unserem Essen? Björn Freitag aus Dorsten hat den Produzenten für eine TV-Serie auf die Finger geschaut.

Dorsten. Sein Restaurant „Goldener Anker“ läuft wie geschnitten Brot. Die Profi-Fußballer von Schalke 04 wollen von niemand anderen mehr bekocht werden. Und auch der WDR kann nicht mehr ohne ihn — ob „Daheim und unterwegs“, „Servicezeit“ oder „Einfach und köstlich“ - keine Woche ohne Freitag. Seit 1999 kocht der 39-Jährige regelmäßig im Fernsehen. Erst bei den Privaten, seit nun mehr sechs Jahren im WDR.

Damals war der gebürtige Gelsenkirchener, der seit einigen Jahren wieder in seinem Elternhaus überm Restaurant wohnt, Mitglied der „Jungen Wilden“, zu denen auch Spitzenköche wie Holger Stromberg, Stefan Marquardt und Frank Buchholz gehörten. Die Truppe hatte sich zusammen mit 200 weiteren Köchen nach Holland begeben und sprach beim Casting von TV-Produktionsveteran Endemol vor. Der Anfang seiner Medienkarriere.

Und das Ende seiner „Wanderjahre“, die ihn u.a. in die „Ente in Lehel“ nach Wiesbaden und den „Brückenkeller“ nach Frankfurt geführt hatten. Nach dem Tod des Vaters übernahm er das elterliche Restaurant und tauschte deren gute bürgerliche Küche gegen puristisch Neues. Bis zu 35 Gäste haben Platz bei Freitag, und unter der Woche gibt‘s auch schon mal spontan ein Plätzchen, so der Sternekoch.

Aber der Chef hat noch Lust und Muße, nebenbei ein bisschen Fernsehen zu machen. Pro Sendung bis zu sechs Drehtage. „Das klappt nur, weil ich einen absolut zuverlässigen Küchenchef und ein super Team habe, und meist drehe ich ja auch montags und dienstags, da haben wir eh zu“, meint Björn Freitag. Bei den Vorkoster-Episoden — Beginn der nächsten Staffel am 14. Dezember — schaut Freitag vor allem der Lebensmittelindustrie auf die Finger.

Da kauft er wahlweise Nudeln, Fleisch, Cola oder Fertigprodukte, probiert sie und lässt sie auf Herz und Nieren prüfen. „Es wird viel getrickst bei unseren Lebensmitteln“, meint der TV-Koch, „wir konnten in einer Sendung beweisen, dass uns Verbrauchern geschmacksverstärkende Zutaten oft untergeschoben werden, ohne dass wir es merken.

Viele achten auf die Hinweis „Glutamat“, und meiden diesen Verstärker. Deshalb greift die Industrie einfach zu anderen Begriffen, und schon kaufen wir es. Ich plädiere für detailliertere und verständlichere Angaben auf den Verpackungen.“ Er selbst verzichtet komplett auf Geschmacksverstärker: „Wir produzieren alle Fonds und Soßen selbst und verwenden nur Frischware. Zusatzstoffe verfälschen nur den Geschmack. Das wäre zu schade für die hochwertigen Lebensmittel, die wir einkaufen.“

In der neuen Reihe „Freitag tischt auf“ zerlegt er quasi die Lebensmittel — mal Cornflakes, mal Instantkaffee oder industriell hergestelltes Brot — in seine Einzelteile, und baut sie in seiner Heimwerker-Garage in Erftstadt teils mit selbst gebauten Apparaturen wieder zusammen. Und will mit den anschaulichen Experimenten zeigen, was hinter dem „Essen aus der Fabrik“ steckt.

„Mir macht Fernsehen Spaß, es ist keine Flucht aus der Küche“, stellt der „Doppelverdiener“ klar. Und fordert mehr Spontanität von uns Deutschen: „Die meisten sind viel zu verkrampft beim Kochen — es einfach mal ohne Rezept versuchen, das müssen wir erst wieder lernen!“ Und sein persönliches Lieblingsessen? „Rinder- und Kohlrouladen“.