BKA-Chef: Russen-Mafia breitet sich in Deutschland aus
Berlin (dpa) - Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt vor einer Expansion der Russen-Mafia in Deutschland. „Die russisch-eurasische organisierte Kriminalität erleben wir als sehr dynamisch“, sagte BKA-Präsident Holger Münch der „Welt am Sonntag“.
„Sie expandiert gerade in den Westen hinein.“
Die Organisation sei auch auf Kriminalitätsfeldern aktiv, wo man organisierte Kriminalität nicht vermute, etwa bei massenhaft verübten Wohnungseinbrüchen und Ladendiebstählen. „Damit hat sie ein enormes Schadenspotenzial“, erklärte Münch und spricht von Schäden im Milliardenbereich.
Eine der gefährlichsten Gruppierungen im Bereich der organisierten Kriminalität sind laut Münch die sogenannten „Diebe im Gesetz“, die sich in Stalins Straf- und Arbeitslagern gegründet hatten. In Deutschland hatte das BKA früher 20 000 bis 40 000 Personen mit dieser Mafia-Organisation in Verbindung gebracht. Aktuell spricht die
Behörde von einer „fünfstelligen Zahl“. Wegen des großen Dunkelfeldes seien nur Schätzungen möglich.
Die Mitglieder hätten wie in der ehemaligen Sowjetunion inzwischen auch in deutschen Gefängnissen Netzwerke gebildet. „Acht bis zehn
Prozent der Insassen in deutschen Justizvollzugsanstalten sind
russisch-sprachig oder russisch-stämmig, umgerechnet rund 5000
Personen“, sagte Münch. Nicht alle seien „Diebe im Gesetz“, aber die Zahl zeige das große „Rekrutierungspotenzial“ der Gruppe in Deutschland.