Tag der offenen Tür beim Bundesnachrichtendienst in Berlin BND öffnet Pforten für interessierte Bürger - aber nur ein kleines bisschen
Berlin. Wer rein will, braucht viel Geduld. Mehr als einhundert Meter ist die Schlange lang. Und das bei brütender Hitze von über 30 Grad. Doch die Leute nehmen` s gelassen. "Ich wollt mal gucken, was mir die Sicht versperrt", witzelt ein Berliner, der unmittelbar hinter dem riesigen Gebäudekomplex wohnt.
Wie in jedem Jahr haben die Bundesministerien und das Kanzleramt in Berlin zum Tag der offenen Tür eingeladen. Doch der wohl größte Andrang herrscht an diesem Wochenende in der Chausseestraße am Nordeingang der künftigen Zentrale des Bundesnachrichtendienstes, der sich "erst- und einmalig" an dieser politischen PR-Aktion beteiligt. So steht es auf der Homepage der Geheimen. Und BND-Presssprecher Martin Heinemann facht die Neugier noch weiter an: "So nah kommt man uns nie wieder".
Wer einmal drin ist, den erwartet allerdings zunächst einmal wenig Aufregendes. Kein Superheld vom Schlage James Bonds, der sich mit feindlichen Agenten herum schlägt. Und auch kein "Q", der Autos mit Raketenwerfern bestückt, damit Bond sie dann zu Bruch fährt. Allenfalls eine markierte Parkfläche trägt die berühmte Zahl "007". "Unsere Arbeit ist längst nicht so spektakulär, wie viele denken", sagt ein freundlicher BND-Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Auch vom gängigen Begriff "Geheimdienst" hält er wenig. Klingt ihm zu sehr nach unlauteren Mitteln. "Wir sind eine Informationsbeschaffungs- und Verarbeitungsmaschinerie", erläutert der Mann dann fast ein wenig pathetisch.
Gelaufen wird in Gruppen von 30 bis 40 Personen. Innenräume sind aus "bausicherheitlichen Gründen" tabu. Stattdessen geht es auf einen rund 800 Meter langen Weg, der das gigantische Hauptgebäude mit dem künftigen Lagezentrum und den Chefbüros vollständig umschließt. Im Notfall soll hier später mal die Feuerwehr fahren. Unterwegs wissen die BND-Mitarbeiter zumindest mit Fakten zu beeindrucken. Zum Beispiel, dass der auch nicht gerade kleine Reichstag gleich acht Mal auf dem riesigen BND-Gelände Platz hätte.
Dass hier in etwa zwei Jahren 4000 Menschen arbeiten sollen (jetzt sind es 250) und der ganze Komplex nicht weniger als 14.000 Fenster und 3500 Büros umfasst. Und das auf dem gewaltigen Areal, wo zu DDR-Zeiten das Walter-Ulbricht-Stadion stand, jetzt rund 20.000 Kilometer Glasfaserkabel verlegt sind - so viel wie die halbe Strecke des Äquator-Umfangs. Der Feuerwehrweg selbst ist ein paar Meter tiefer gelegt und von außen nicht zu sehen. Als Begrenzung schützt ein Palisadenzaun vor neugierigen Blicken. "Wie wollten keine Mauer hochziehen", sagt der BND-Mann. Logisch, hatte Berlin ja schon. "Und da oben sind Kameras drin?", fragt eine Besucherin mit Verweis auf eine 22 Meter hohe Palme vor dem Hauptgebäude. "Weder Kameras noch Antennen", entgegnet die anonyme BND-Stimme und erzählt etwas von "Kunst am Bau", die die "Strenge" der Architektur "auflockert".
Am Ende des gut halbstündigen Rundgangs können sich Interessenten gegen eine kleine Spende für einen Wohltätigkeitsverein noch mit "echten BND-Akten" eindecken. Das Papier ist freilich sorgsam geschreddert und zu kleinen Zylindern gepresst. Den meisten gefällt`s. Steffi und Olaf Arens sind extra aus Magdeburg angereist, um mal bei den Schnüfflern zu schnuppern. "Die Größe ist schon gigantisch, da muss man einfach drin gewesen sein", ist sich das Paar einig. Immerhin zwei Stunden haben sie dafür angestanden. "Das die das überhaupt gemacht haben, viel haben ja Vorbehalte gegen die", sagt ein anderer Besucher. Für Vera Kurz, eine jüngere Berlinerin, hat sich die Stippvisite nur bedingt gelohnt: "Ich bin ein bisschen enttäuscht über die wenigen Informationen". Vor der Wand mit dem Schriftzug "60 Jahre BND" lässt sie sich aber trotzdem gern fotografieren.