Bobbi Kristina Houston: Mama ist nun wirklich ein Engel

New York (dpa) - Für Bobbi Kristina wird der 11. Februar 2012 für immer ein schlimmer Tag bleiben: An jenem Samstag fand man ihre Mutter Whitney Houston im Alter von 48 Jahren leblos in der Badewanne eines Hotelzimmers.

Die junge Frau, am 4. März 19 Jahre alt geworden, verlor nicht nur ihre geliebte Mutter - die ganze Welt beobachtete das einzige Kind der US-Sängerin auch noch in seinem Schmerz. Mehrfach mussten Ärzte seitdem die Tochter im Krankenhaus behandeln - Diagnose „Stress und Erschöpfung“. Für viele Medien ein gefundenes Fressen, für die junge Frau zusätzlicher Druck in den schlimmsten Momenten ihres Lebens.

Auf den Tag genau vier Wochen nach dem tragischen Todesfall zeigte Bobbi Kristina jetzt aber enorme Stärke. In der Nacht zum Montag (Ortszeit) sprach sie in einem Interview mit Oprah Winfrey öffentlich über ihre Liebe zu „Mom“ - gefasst, ohne Tränen und mit einem Lächeln auf den Lippen. „Sie war nicht nur eine Mutter, sie war eine beste Freundin, sie war wie eine Schwester“, sagte die 19-Jährige mit strahlenden Augen in der TV-Sendung „Oprah's Next Chapter - Remembering Whitney: The Oprah Interview“. In der letzten Nacht vor Houstons Tod habe sie noch in den Armen ihrer Mutter geschlafen, erzählte die Tochter.

Die tiefemotionalen Momente in der Sendung, die auf Winfreys Sender OWN ausgestrahlt wurde, lieferten Whitney Houstons Bruder Gary und ihre Schwägerin Patricia. Beide kämpften auf dem hellen Sofa im Haus der Familie in Atlanta immer wieder mit den Tränen.

„Sie hatte einen friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht“, erinnerte sich Patricia weinend daran, wie sie die Sängerin leblos im Hotel sah, kurz bevor Sanitäter sie zudeckten. „Ich konnte es nicht glauben.“

Auch wenn es in Houstons Leben „Vorzeichen“ gegeben habe, laut ihrer Schwägerin hatten sich „die Dinge für sie wirklich verändert“. Man habe sich in der letzen Zeit weniger wegen des Missbrauchs von Suchtmitteln sorgen müssen. „Ich sah, dass sie einem Traum hinterher jagte. Sie suchte an den falschen Stellen nach Liebe.“

Ob es die falschen Männer waren, die Houston verzweifeln ließen, oder ihr Festhalten am Trugbild einer Karriere, deren einstiger Glanz schon lange verblasst war, ließ die Schwägerin unbeantwortet.

Die Liebe eines Menschen war Houston immer gewiss: Bobbi Kristina vergötterte sie. Ihre Mutter sei nun „wirklich ein Engel“, sagte sie. Während des Gesprächs mit Winfrey setzte sich die 19-Jährige nie. Sie stand vor einem weißen Flügel, gestikulierte lebhaft und strich sich immer wieder den langen Pony aus der Stirn.

Für Whitney Houston war ihre Tochter die Krönung der Beziehung mit Bobby Brown, den viele in Houstons Umfeld für die Drogen-Probleme der Popsängerin verantwortlich machten. Die Ehe mit Brown ging nach 15 Jahren kaputt, Drogen und Alkohol blieben. Wie viel Bobbi Kristina von all dem mitbekommen hat, wie tief es sitzt, blieb unklar. Die Beziehung zu ihrem Vater scheint jedoch angeschlagen. Im Interview mit Winfrey sprach sie nicht über Brown.

Dafür nahm Patricia Houston den Ex-Mann ihrer Schwägerin überraschenderweise in Schutz: „Ich glaube nicht, dass er Whitney mit Drogen bekanntgemacht hat“, sagte sie. Der ständige Druck der Öffentlichkeit sei aber eine große Belastung für die Ehe gewesen.

Bobbi Kristina und ihre Mutter waren ein gutes Team. Auch jetzt noch sei die Verbindung stark. „Sie ist immer bei mir. Ich kann sie hören und spreche mit ihr.“ Sie wolle das Vermächtnis ihrer Mutter in die Welt tragen. „Singen, ein bisschen schauspielern, tanzen. Es ist ein großer Druck, aber sie hat mich darauf vorbereitet.“

Neben den Erinnerungen, die Bobbi Kristina bleiben, soll sie auch das Vermögen ihrer Mutter bekommen. Laut amerikanischen Medien wird sie im Testament als Alleinerbin genannt. Unklar ist jedoch, wie viel sie an ihrem 21. Geburtstag erhält - einige US-Blätter wollen wissen, dass Houston fast pleite gewesen sei.

Doch so wie sich Houstons Tochter in Oprah Winfreys Sendung zeigte, haben solche Fragen in ihrem Leben zurzeit keinen Vorrang: Bobbi Kristina trauert um ihre Mutter - stark und liebevoll.