Bodenatlas: Weltweit wird der Boden knapper
Berlin (dpa) - Jeden Tag werden in Deutschland Bodenflächen in der Größe von mehr als 100 Fußballfeldern überbaut. Ein Viertel der Ackerflächen ist zudem von Bodenerosion betroffen.
Gleichzeitig werden Agrar- und Verbrauchsgüter importiert, deren Produktion mit 80 Millionen Hektar mehr als das Doppelte der hiesigen Landesfläche in Anspruch nimmt. Auf dieses wachsende Missverhältnis, das in ähnlichem Ausmaß auch auf die gesamte EU zutrifft, macht ein neuer Bodenatlas aufmerksam - und mahnt im Internationalen Jahr des Bodens zu mehr Schutz.
Heinrich-Böll-Stiftung, das Nachhaltigkeits-Institut IASS, die Umweltschutzorganisation BUND und die Monatszeitung „Le Monde diplomatique“ stellten den Atlas am Donnerstag erstmals in Berlin vor. In der Tradition des bekannten Fleischatlanten werden darin verschiedenste Aspekte des Themas zusammengefasst.
„Die EU ist der weltweit größte „Importeur“ von Landflächen. Das meiste davon geht auf das Konto der intensiven Fleischproduktion“, kritisierte Böll-Stiftungsvorstand Barbara Unmüßig. Außerdem wirke sich die intensive Bodennutzung stark auf die weltweiten Ökosysteme aus, ergänzte Prof. Klaus Töpfer vom IASS. Schließlich seien die Böden neben den Meeren die wichtigsten Kohlendioxid-Speicher. Die Freisetzung von CO2 aus den Böden durch nicht nachhaltige Bewirtschaftung sei nur eines der Probleme durch Intensivnutzung. „Und was wir bei der Auslagerung unseres Boden-Fußabdrucks gerne vergessen: Wo wir unseren Fuß dann hinsetzen, steht ja schon ein anderer Fuß“, sagte Töpfer.
Auch die steigenden Bodenpreise bereiten laut Atlas zunehmend Probleme, denn die Agrarpolitik der EU und Deutschlands fördere vor allem das Wachstum von Großbetrieben. Insbesondere im Osten Deutschlands und Europas sei der Landbesitz mittlerweile in den Händen weniger konzentriert. Binnen eines Jahrzehnts kletterten die Landpreise in Ostdeutschland um 100 Prozent, in Rumänien gar um 1800 Prozent, so der Atlas. Die Folge: „Kleinbetriebe und Kleinbauern müssen oft aufgeben, weil sie nicht mehr konkurrieren können“, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger.