Brite probiert 52 Jobs aus: Gastarbeiter für eine Woche
Auf der Suche nach dem Traumberuf nimmt der junge Brite Matt Frost 52 Jobs in diesem Jahr an. Ab Montag ist er Pizzataxi-Fahrer.
London. Ein Jahr, 52 Jobs: Der Brite Matt Frost testet auf der Suche nach dem großen Glück im Job jede Woche einen neuen Arbeitsplatz. Über das Gefühl, immer montags irgendwo als „der Neue“ beäugt zu werden, über die Last der Routine und die Leichtigkeit des Anfangs hat uns der 29-Jährige zwischen zwei Jobs berichtet.
Herr Frost, zwölf Jobs haben Sie geschafft, nun fehlen Ihnen nur noch 40. Wo sind Sie diese Woche untergekommen?
Matt Frost: Ab heute bin ich Pizza-Taxi-Fahrer in London. Ist das nicht toll?
Also, ehrlich gesagt . . .
Frost: . . . ich kann mit dem Moped durch den Stadtverkehr kurven und der Koch will mir sogar beibringen, wie man Pizzateig zubereitet. Darauf freue ich mich riesig. Aber schon in der letzten Woche habe ich viel mehr gelernt, als ich erwartet hätte. Ich habe in einer Schule für behinderte Kinder ausgeholfen und da ist mir wirklich ein Licht aufgegangen.
Was war der Aha-Effekt?
Frost: Dass diese Kinder trotz all ihrer Einschränkung extrem hart, aber auch mit viel Lebensfreude daran arbeiten, so eigenständig wie möglich zu sein, zu lernen und das Leben zu meistern. Und sie schaffen das! Da bleibt uns Nicht-Behinderten wirklich überhaupt keine Ausrede mehr übrig, uns nicht auch anzustrengen.
Sie sind 29 Jahre — ist das nicht ein bisschen jung für die große Sinnkrise im Job?
Frost: Wenn ich keinen Unfall bei der Arbeit gehabt hätte, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Aber als ich krank zu Hause lag, wurde mir bewusst, dass ich meine Arbeit im Elektronikhandel zwar nicht schrecklich, aber eben auch nicht toll fand. Aber wo würde es besser sein, was wäre mein Traumjob? Auf die Fragen fiel mir dann einfach nichts ein.
Jetzt legen Sie ein Wanderjahr ein — 52 Wochen, 52 Jobs. Wer hat Sie denn schon als Gastarbeiter eingestellt?
Frost: Auf einem Bauernhof habe ich bei der Rinderhaltung ausgeholfen. Das war das erste Mal im Leben, das ich tatsächlich an der frischen Luft eine körperlich fordernde Arbeit hatte. Super! Schmied war ich auch schon. Da habe ich an einem Eisentor für einen Kirchhof mitgearbeitet. Ein schönes Gefühl, etwas zu produzieren, das die Menschen die nächsten Jahrzehnte gebrauchen werden. Und als Journalist habe ich eine Woche eine Sonntagszeitung unterstützt . . .
. . . ein perfekter Job, wenn man wie Sie keine Routine mag.
Frost: Das stimmt. Mir hat es gefallen, jeden Tag mit anderen Leuten zu sprechen, ihre Geschichten zu notieren. Aber bei der Hektik, die sich bis zum absoluten Wahnsinn kurz vor Andruck steigert, kann man dankbar sein für den freien Tag danach.
Sie haben noch nichts zu Ihrem Intermezzo als Stuntman gesagt. Das wäre für viele der Traumjob!
Frost: Und ich habe auch wirklich einen tollen Einblick in eine Branche bekommen, die sehr, sehr professionell arbeitet. Am Ende der Woche hatte ich allerdings einige blaue Flecken. Mir fehlt für den Beruf einfach der Mumm.
Ist es nicht anstrengend, jeden Montagmorgen „der Neue“ zu sein?
Frost: Ich bin Sonntagsabends in der Tat immer nervös. Aber bisher haben mich alle Kollegen warmherzig aufgenommen. Die meisten lieben ihre Jobs und versuchen, ihn mir schmackhaft zu machen. Da ist immer irgendein Aspekt, für den sie brennen, und der dann für sie die Nachteile ihrer Jobs kompensiert.
Was glauben Sie nach dem ersten Quartal Ihres Wanderjahres, was Menschen zum Glück im Job brauchen?
Frost: Wenn ich diese magische Zutat schon gefunden hätte, wäre ich erleichtert. Bei jedem Job gab es eine Komponente, die ich faszinierend fand. Fürs große Glück bräuchte ich vermutlich eine Arbeit, die die 52 tollen Einzelaspekte dieses Jahres vereint. Das ist natürlich illusorisch, wenn man nicht gerade Bürgermeister von London ist. Ich bleibe also erst einmal ein Suchender.
Für welche anderen Wochen-Jobs haben Sie denn noch Zusagen bekommen?
Frost: Ich habe Angebote als Fischer, Hebamme, Kellner und Käsemacher. Auf alles freue ich mich. Das ist zumindest schon jetzt die Erkenntnis: Neuanfang ist nicht gefährlich, sondern schön. Ich hoffe, dass ich mit meinem Projekt auch andere Jobmüde inspirieren kann, wenigstens am Wochenende mal einen Kurs für etwas ganz Anderes zu belegen, statt nach Feierabend nur frustriert vor dem Fernseher zu sitzen. Das habe auch ich zu lange gemacht.