„Tierschutz ignoriert“ Bund und Tierschützer warnen vor Tiertransporten bei Hitze

Berlin · Gefährlich hohe Temperaturen, drückende Enge, zu wenig Wasser: In der Sommerhitze können Tiertransporte schnell zur Qual werden und tödlich enden. Es gibt EU-weit Regeln - aber an die halten sicht nicht alle. Tierschützer beklagen ein grundsätzliches Problem.

Nachdem Zeugen tote Tiere entdeckten, stoppte die Polizei den Transporter. Insgesamt fand man etwa 500 tote Hühner.

Foto: dpa/Polizeipräsidium Mittelhessen

Tiertransporte bei großer Hitze sind nicht erlaubt - Agrarministerin Julia Klöckner und Tierschützer haben angemahnt, die Regeln einzuhalten. „Das ist weder zumutbar für die Tiere noch rechtlich erlaubt“, teilte die CDU-Politikerin am Freitag mit. Bundesländer, die in den den vergangenen Jahren dennoch mit Tiertransporten bei überhöhten Temperaturen aufgefallen waren, sollten sich an geltendes Recht halten und die Kontrollen verschärfen. Der Tierschutzbund kritisierte auch grundsätzlich, dass lebende Tiere über lange Strecken zum Schlachthof gefahren werden.

Am Vortag hatte die Polizei in Gießen mitgeteilt, dass etwa 500 Hühner sind bei einem Tiertransport gestorben seien - sie waren demnach bei 34 Grad nicht mit Wasser versorgt worden, der Transporter war nicht gekühlt. Der Transporter mit knapp 4500 Hühnern war am Mittwochmorgen in Frankreich gestartet, die Tiere sollten zum Schlachten nach Polen gebracht werden. „Es ist ein Skandal, dass der Tierschutz hier so massiv ignoriert wurde“, sagte Klöckner.

Einen weiteren Fall hatte die Polizei Dortmund diese Woche gemeldet: Beamte stoppten am Dienstagabend auf einen Tiertransport und fanden „143 Schweine, die völlig dehydriert und in einem äußerst schlechten Gesundheitszustand waren“. Mindestens drei Tiere seien bereits gestorben. Der Wassertank sei leer gewesen, teilte die Polizei mit. „Trotz einer Belüftung lag die Temperaturmessung bei einem Wert von 41 Grad.“ Die Tiere waren auf dem Weg von Frankreich zu einem Schlachthof in Deutschland.

In der EU-Verordnung zum Tierschutz bei Transporten heißt es, dass es auf Tiertransporten in den Fahrzeugen „für alle Tiere innerhalb des Transportmittels Temperaturen in einem Bereich zwischen fünf Grad Celsius und 30 Grad Celsius, mit einer Toleranz von plus/minus fünf Grad Celsius“, gehalten können werden müssen.

„Es ist innerhalb des Lastwagens nicht kühler als außen, in der Regel werden die Tiere nur durch den Fahrtwind abgekühlt“, sagte Frigga Wirths von der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbunds der dpa. „Das ist bei diesen Temperaturen nicht ausreichend, vor allem nicht für die Tiere, die innen stehen.“ Dazu komme die Körperwärme der Tiere, die die Transporter zusätzlich aufheize. „Und wenn das Fahrzeug dann im Stau steht, ist alles zu spät.“

Die EU-Regeln gelten nur für Transporte, die länger als acht Stunden dauern - auch das kritisiert der Tierschutzbund. In der Verordnung heiße es ausdrücklich, die Transporte seien „so kurz wie möglich zu halten“, sagte Wirths - dennoch würden Tiere etwa von Frankreich nach Polen gekarrt, um sie dort zu schlachten, weil das billiger sei. „Es geht nur ums Geld“, kritisierte sie. Schlachthöfe gebe es in der ganzen EU, statt lebender Tiere könne man Fleisch transportieren.

Für Transportgenehmigungen sind die Bundesländer zuständig, aber nicht, wenn Lastwagen nur durchfahren. Die Behörden können Tiertransporte aber anhalten und kontrollieren. „Wir wollen Kontrollen und dann auch vernünftige Strafen“, sagte Wirths.

Umstritten ist auch der Transport von Tieren in Nicht-EU-Länder, sogenannte Drittstaaten. Klöckner sei darüber „in intensivem Austausch mit den Bundesländern“, teilte das Ministerium mit. Unter anderem sei eine Datenbank zu Transportrouten in Arbeit, die etwa zeigen soll, ob es auf einer Strecke genug Versorgungsstationen gibt.

(dpa)