Camouflage ist out: Der Army- und Amazonen-Look wird edel
Hamburg (dpa/tmn) - Starke Frauen zum Appell! So ähnlich könnte das modische Motto für die kommende Saison lauten. Denn der Army-Trend, der bereits in der vergangenen Wintersaison unter anderem bei Alexander Wang wieder zu sehen war, setzt sich verstärkt durch.
Dazu gehören Military-Jacken mit Gürtel und Schulterklappen ebenso wie lässige Hosen mit vielen Taschen und derbe Boots. Darüber hinaus sind auch bestimmte Farben typisch für diese Looks: Olivgrün gehört ebenso dazu wie Beige, Dunkelblau, Grau und Braun. Allerdings werden diese Töne sehr edel gestylt - definitiv out dagegen ist das sogenannte Camouflage-Muster, das den Tarnanzügen der Soldaten nachempfunden ist und aus verschiedenen Grün- und Brauntönen zusammengestellt wird.
„Der Army-Trend ist nicht wirklich neu. Aber in diesem Sommer wird er vielfach besonders schön gestylt“, erklärt Personal-Shopperin Maria Hans aus Hamburg. Besonders schön bedeutet in diesem Zusammenhang vor allem sehr weiblich. „Dazu tragen fließende Stoffe bei, die in der kommenden Saison oft bei diesen Stilrichtungen verwendet werden“, erklärt Modeprofi Stephanie Zarnic aus Berlin diesen neu interpretierten Look.
Sie verweist dabei vor allem auf die Modenschau des amerikanischen Designers Ralph Lauren, der „die eigentlich strengen Schnitte aus dem Army-Bereich mit femininen Blusen und feinem Strick kombinierte“. Sein Designer-Kollege Christopher Bailey präsentierte für das britische Kultlabel Burberry sogar Abendkleider im Armeelook: aus zartem Plissee in Khaki.
Zu bewussten Stilbrüchen bei Army-Looks rät auch Maria Hans: „Eine strenge Military-Jacke mit Goldknöpfen und Schulterriegeln wirkt ganz anders, wenn man dazu einen fließenden Rock aus Chiffon trägt. Bisweilen kann es aber auch ausreichen, wenn man statt der derben Boots zierliche High Heels trägt.“ Auch das bewusste Spiel mit Farben kann den Look verändern. „So lässt sich ein Army-Outfit in den typischen Farben toll mit einer Bluse in leuchtendem Pink aufbrechen. Auch Ketten mit bunten Edelsteinen oder ein toller Gürtel nehmen dem Stil seine Strenge.“
Doch wer kann diesen Look eigentlich tragen? „Starke Frauen, wenn man damit die Figur meint, sollten eher die Finger davon lassen“, erläutert Lydia Maier, Stilexpertin aus Starnberg. Denn die typischen Elemente wie Gürtel oder Brusttaschen durchbrechen die Silhouette und betonen ausgerechnet die Partien, die eigentlich nicht betont werden sollen. Das sorgt dafür, dass man damit nicht gerade schlank aussieht.“
„Solche Frauen können den Trend allerdings farblich mitmachen, sollten dabei aber auf Durchgängigkeit achten, sprich Bluse und Hose in einem Ton wählen“, rät Maier. Und dann komme es bei vielen Tönen dieses Stils auch entscheidend darauf an, ob er zum eigenen Hauttyp passt. „Oliv beispielsweise kann nicht jede Frau tragen, sondern nur, wer einen warmen Hautton hat.“
Eine Spielart des Army-Looks ist der sogenannte Amazonen-Stil, den unter anderem Christophe Lemaire (Hermès) zeigte. Hier herrschen Minimalismus und klare Schnitte vor, die Silhouette ist oft gerade und von lässiger Eleganz. Stephanie Zarnic erklärt: „Bei diesem Thema wird ganz bewusst mit einer gewissen Strenge und Androgynität gespielt.“ Einerseits soll die Weiblichkeit versteckt und verwischt werden, diese wird aber andererseits durch Stoffe und Materialien subtil zur Schau gestellt.
„Die starke Frau soll mit geradlinigen Schnitten und strengen Formen die Grenzen verschwimmen lassen“, erklärt Zanic. Das wirke durchaus anziehend und sexy. „Vor allem dann, wenn man diesen Look in sanften Naturtönen und klarem Weiß stylt.“
Wem ein Komplettlook zu seltsam erscheint, kann das Outfit auch hier durch feminine High Heels oder transparente, fließende Oberteile auflockern. „Wer derbes Schuhwerk wählt, unterstreicht den maskulinen Auftritt natürlich“, beschreibt Zarnic. Dazu zählen vor allem Schnürboots, die im Sommer in leichten Materialien wie Leinen angeboten werden, aber auch flache, derbe Sandalen mit breiten Riemen und in Naturleder-Optik.