„Cashmere-Queen“ Iris von Arnim wird 70
Hamburg (dpa) - Sie ist eine echte Selfmade-Frau: Die Designerin Iris von Arnim hat sich ihren Erfolg allein „erstrickt“. Vor 35 Jahren gründete sie ihr eigenes Unternehmen. Heute wird sie über Deutschlands Grenzen hinaus als „Cashmere-Queen“ gerühmt.
Aus der Ödnis eines langen Krankenhausaufenthalts heraus baute Iris von Arnim ihre Designermarke auf. Sie bietet neben Luxus-Strickentwürfen für Frauen auch Konfektion an sowie eine kleine Herrenkollektion. Am 25. Januar wird die Hamburgerin 70.
Begonnen hat alles mit einem selbstgestrickten Pullover in Regenbogenfarben. Von Arnim lag zu Beginn der 70er Jahre nach einem Autounfall fünf Monate lang im Krankenhaus in München und bekam von Freunden ein Kilogramm Wolle geschenkt.
„Ich habe eigentlich nur eine Reihe rechts, eine Reihe links gestrickt und dann in verschiedenen Farben ein Degradé-Muster entwickelt“, erzählt sie rückblickend von der Farbverlauf-Optik. Aus dem ersten Entwurf wurde eine Geschäftsidee. Die lässigen Pullover passten perfekt zur damals aufkeimenden Sehnsucht nach einer freieren unkonventionelleren Mode.
Als der inzwischen wieder genesenen von Arnim die Geschäftsführung einer Boutique auf Sylt angetragen wurde, nahm sie an - unter der Voraussetzung, dort auch ihre eigenen Pullis anzubieten. Längst strickte sie nicht mehr selbst, sondern ließ in Heimarbeit fertigen.
Ein Bericht in der Illustrierten „Bunte“ über die Jungdesignerin, die in Kampen verkaufte, ließ die Nachfrage hochschnellen. 1979 zeigte Iris von Arnim ihre erste Kollektion auf der Messe Igedo in Düsseldorf und beschloss im Folgejahr, sich selbstständig zu machen.
„Damals konnte man noch relativ leicht im Kleinen anfangen“, sagt sie. Dass sie selbst in den Jahrzehnten viele Hürden erfolgreich genommen hat, unterschlägt sie mit aristokratischem Understatement: „Ich bin nicht als verwöhntes Zuckerpüppchen aufgewachsen.“
Als sie 14 Tage alt war, floh ihre Familie aus dem elterlichen Schloss im schlesischen Berbisdorf (heute Dziwiszów) zu Verwandten gen Westen. Drei Jahre später starb ihre Mutter. Früh war von Arnim auf sich allein gestellt.
Der Arzt, der nach ihrem Unfall ihr Bein vor einer Amputation rettete, ist auch der Vater ihres 1979 geborenen Sohnes. Er ermutigte sie, ihr Label zu gründen.
Ein Dasein als Arzt-Frau schlug sie aus. Von Arnim hat ihren Sohn allein großgezogen. Inzwischen hat sie gelernt, sich helfen zu lassen. Vor neun Jahren stieg Sohn Valentin, der vorher als Investmentbanker gearbeitet hatte, in die Firma ein.
Valentin führt heute die Geschäfte. In wenigen Monaten will sich seine Mutter vor allem auf die Beratung ihrer Designer konzentrieren und ihm den Rest überlassen.
Langweilen wird sie sich nicht: Von Arnim liest leidenschaftlich gern, hört viel Musik, trifft Freunde und engagiert sich sozial. Sicherlich wird sie noch mehr Zeit auf der von ihr geliebten Insel Sylt, wo sie einen eigenen Laden hat, verbringen.
Erstmal gibt es aber eine Geburtstags- und Jubiläumsparty mit rund 250 Gästen in ihrer Hamburger Stadtvilla. „So groß habe ich noch nie gefeiert“, sagt Iris von Arnim, „aber ich habe schon als Habenichts mit 25 Jahren in einem Abbruchhaus Feste gegeben.“