Chanel No. 5 und die Kunst in Paris
Paris (dpa) - Der Flakon fasziniert noch immer. Die schlichte Flasche mit den klaren Linien hat seit 1921 nichts von ihrer gestalteten Kraft verloren.
Die Pariser Ausstellung „No. 5 Culture Chanel“ zeigt seit Sonntag im Palais de Tokyo das künstlerische Umfeld, im dem Gabrielle „Coco“ Chanel den berühmten Duft auswählte und zum ikonischen Symbol des luxuriösen Modelabels werden ließ.
Kurator Jean-Louis Froment sieht in der Pariser Schau einen neuen Abschnitt der Geschichte um Chanel und das Parfüm No. 5. Nach ähnlichen Konzepten in Moskau, Peking oder Kanton präsentiert Froment den Einfluss von Dada und anderen Kunstrichtungen auf die Welt von Coco Chanel nun an der Heimstätte der Designerin und dem nach ihr benannten Modehaus.
Paris und Chanel locken viel Prominenz: Zur Vernissage ließen sich Sängerin Vanessa Paradis, Filmproduzent Alain Terzian oder die chinesische Künstlerin Yi Zhou von Sterne-Köchin Anne-Sophie Pic verköstigen. Ebenfalls unter den rund 300 geladenen Gästen im Palais de Tokyo: die französische Schauspielerin Audrey Tautou und ihr Kollege Gaspard Ulliel - beide aktuell Gesichter für Chanel-Düfte.
Im Umfeld von solch Glitter und Glamour hat es eine eher schlicht gehaltene Ausstellung nicht leicht. In transparenten Vitrinen zeigen Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Objekte die Querbezüge zwischen dem Leben der Frau, die sich nur „Mademoiselle“ nennen ließ, Freunden und Künstlern um sie und den prägenden Stil- und Kunstrichtungen der Zeit.
Einflüsse von Bauhaus und Dada auf die Strukturen des berühmten Chanel-Flakons werden deutlich. In Arbeiten von Pablo Picasso, Salvador Dalí oder Mondrian sind sehr rasch frühe Parallelitäten zu Konzepten oder Design zu entdecken. Bei Andy Warhol wird die Kunst direkt Teil der Kampagnen, wenn er in den 1980ern seinen berühmten mehrfarbigen Porträt-Stil mit dem nicht weniger bekannten Flakon umsetzt.
Chanels Gesichter prägen für den international renommierten Berliner Parfümer Géza Schön den anhaltenden Erfolg des Duftes, der nach unbestätigten Angaben für 77 Millionen Euro Jahresumsatz gut sein soll: „Chanel hat es über lange Zeit verstanden, ein sehr ikonisches Produkt mit Hilfe von internationalen Größen ikonisch zu halten.“ Den Duft selbst hält er für veraltet.
Die Ausstellung in Paris verzichtet völlig auf die olfaktorische Wirkung des heute vergleichsweise schweren Dufts, der laut Schön in den 1920er Jahren wegen des Einsatzes von ungewöhnlich viel chemischen Aldehyden „eine Sensation“ war. Stattdessen legt Kurator Froment den Weg zur Präsentation im Palais de Tokyo durch einen feingliedrigen Garten. Im Pariser Frühling empfangen hier zarte Blüten die Ausstellungsbesucher mit ihren leichten Duftnoten.