Ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden Charlotte Knobloch: „Die Angst im Alltag ist wieder da“

Interview | München · Charlotte Knobloch, einst Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, spricht im Interview über Antisemitismus in Deutschland. Ausmaß und Aggressivität seien erschreckend. Und sie erklärt, was es nun braucht.

„So lange ich kann, mache ich weiter“, sagte Charlotte Knobloch an ihrem 90. Geburtstag.

„So lange ich kann, mache ich weiter“, sagte Charlotte Knobloch an ihrem 90. Geburtstag.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, kritisiert dieser Tage bei jeder Gelegenheit, dass die Politik auch in Deutschland die vielfach laufenden Pro-Hamas-Demonstrationen, wie es sie zuletzt etwa im nordrhein-westfälischen Essen gab, nicht ausreichend zu unterbinden versuche. „Ich bin kein Jurist, aber wenn die Gesetze fehlen, um solche Veranstaltungen zu unterbinden, dann sollte man sie eben schaffen“, hat die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, die sie von 2006  bis 2010 gewesen ist, erst vor wenigen Tagen gesagt. Knobloch ist inzwischen 91 Jahre alt, wird so gar nicht müde, für Jüdinnen und Juden in Deutschland einzutreten. Knobloch wurde 1932 in München geboren – ihr Vater, der Rechtsanwalt Fritz Neuland, war Jude. Ihre Mutter Margarethe war ihm zuliebe zum Judentum übergetreten, ließ sich aber wegen des hohen Drucks durch die Nazis 1936 scheiden. Die damals vierjährige Charlotte sah ihre Mutter nie wieder.