Dackel-Krieg vor Gericht: Wo steckt die blinde Alina?

Eine junge Frau hatte regelmäßig auf den Hund einer Haanerin aufgepasst. Dann soll sie das Tier gestohlen haben.

Haan. Wo ist Alina? Schlägt das Herz der zehn Jahre alten Dackeldame noch? Christina Rustemi weiß es nicht. Der blinde und herzkranke Vierbeiner lebte bis zum 7. Juli des vergangenen Jahres bei der 56Jahre alten Frau aus Haan. Seit diesem Tag hat sie ihren Hund nicht mehr gesehen. Sie hofft aber immer noch, dass sie ihn eines Tages zurückerhält.

Regelmäßig gab sie das Tier in die Obhut einer jungen Frau, bezahlte dafür 170 Euro im Monat plus zehn Euro fürs Futter. Auch am 6. Juli bat Christina Rustemi die heute 23-Jährige um Hilfe, weil sie ihren Geburtstag feiern wollte. Doch am Tag darauf wartete die 56-Jährige vergeblich auf die Rückkehr ihrer Hündin. "Du bekommst den Hund nicht wieder", soll die junge Frau zu Christina Rustemi gesagt und auf den schlechten gesundheitlichen Zustand des Tieres verwiesen haben.

Die Haanerin schaltete die Polizei und den Tierschutzverein ein. Die Polizei nahm Kontakt zu der mutmaßlichen Diebin auf. Die Beamten sollen den Hund nach Absprache mit einem Tierarzt dann bei Alinas "Tagesmutter" gelassen haben.

Christina Rustemi bemühte sich vergeblich, Alina zurückzubekommen. Eine Nacht soll die Dackeldame im Wuppertaler Tierheim verbracht haben, dann irgendwo im Ruhrgebiet versteckt worden sein. "Ich kann nur vermuten, wo mein Hund ist", sagt die 56-Jährige. Sie ließ aber nicht locker und stritt sich weiter mit der jungen Frau um die Herausgabe des Tieres.

Der Fall beschäftigte schließlich das Mettmanner Amtsgericht. Ende 2009 wurde dort der Zivilstreit der beiden Frauen entschieden: Die junge Frau muss den Dackel zurückgeben oder 500 Euro - die Höhe des Streitwerts - zahlen.

Anfang dieses Jahres beauftragte Rustemis Rechtsanwältin den Gerichtsvollzieher, die Entscheidung zu vollstrecken. Mit dem Ergebnis, dass die junge Frau laut Christina Rustemi einen Offenbarungseid geleistet haben soll, weil sie nicht über die 500Euro verfügt.

"Ich habe weder meinen Hund zurückbekommen noch Geld erhalten", sagte die 56-Jährige. "Aber der Fall ist erledigt", fügte sie resigniert hinzu. Denn gerichtlich will sie vorerst nicht noch einmal aktiv werden, um ihre Dackeldame Alina zurückzubekommen. "Ich müsste dann alle Gerichts- und Anwaltskosten tragen", sagt sie.

Das komme für sie zurzeit nicht in Frage. Die verschwundene Hündin hält die Justiz dennoch weiter auf Trab. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal bearbeitet zurzeit eine Anzeige wegen Unterschlagung gegen die 23-Jährige: "Das Verfahren läuft noch", sagte Oberstaatsanwalt Wolf Baumert auf Nachfrage.

Und seit Donnerstag muss sich ein Verwandter der Dackel-Eigentümerin vor dem Mettmanner Amtsgericht verantworten - wegen versuchter Nötigung. Der 50-Jährige soll die junge Frau mit den Worten "Wenn der Hund bis morgen nicht da ist, mach’ ich dich kalt" bedroht haben. Der Mann bestreitet diese Äußerung.

Die Verhandlung wird in der kommenden Woche fortgesetzt.