Darf Pumuckl heiraten?

Vor Gericht: Zwei Frauen streiten sich in München über die Zukunft des frechen Klabauters.

München. Auch kleine rothaarige Kobolde mit Strubbelkopf haben Gefühle. Jahrzehntelang musste es Pumuckl mit dem Schreinermeister Eder aushalten, jetzt soll er flügge werden. Ein Münchner Lokalsender startete zusammen mit der Pumuckl-Zeichnerin Barbara von Johnson einen Kindermalwettbewerb, in dem eine Freundin für den Klabautermann entworfen werden soll. Der Preis für den Sieger: Ein Besuch in der Johnson-Villa und eine Einladung zu Pumuckls Hochzeit. Nun könnte man meinen, Meister Eder protestiere, dass ihm sein heißgeliebter Schützling aus der Werkstatt in die Flitterwochen entschwinden will. Doch weit gefehlt: Vielmehr ist es die Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut, die sich gegen die Aktion wehrt. Am 26. April will das Landgericht München über den Antrag auf einstweilige Verfügung Kauts gegen Johnson entscheiden.

Eine Heirat von "dem kleinen drolligen Pumuckl" zu fordern, gehe gegen ihr künstlerisches Gefühl und widerspräche dem Charakter, den sie der Literaturfigur Pumuckl gegeben habe, argumentiert Kaut in ihrem Antrag auf einstweilige Verfügung. "Der Pumuckl ist und bleibt ein Nachfahre der Klabauter, also ein Geistwesen." Damit habe er kein ausgeprägtes Geschlecht und keine Sexualität.

Johnson sagt dagegen, dass Pumuckl es nach 43 Jahren Unfug verdient habe, eine Freundin zu bekommen. Über ihren Anwalt teilte sie dem Gericht mit, sie wisse als Kunsttherapeutin, "wie wichtig es für die psychische Entwicklung und Heilung eines Menschen ist, sein ganzheitliches Selbst zu finden". Beim Malen wolle sie die Kinder mit ihren inneren, unbekannten Wesen in Kontakt bringen. Wenn Mädchen nach einer Partnerin für Pumuckl suchen, sollen sie ihren "inneren Witzbold" erkennen.

Pumuckls Mütter streiten sich seit Jahren über die Urheberrechte. Ellis Kaut schuf den frechen Kobold 1961 für das Radio - damals hieß er noch "Fitzibitz". Barbara von Johnson gab ihm 1965 seine unverwechselbare Gestalt. 2003 sicherte sie sich die Urheberrechte für die Grafik. Im September des vergangenen Jahres erreichte sie, dass der Bayrische Rundfunk den Spielfilm "Meister Eder und sein Pumuckl" nur mit ihrer Zustimmung nutzen darf.

Mutter 1 Ellis Kaut erfand die Figur des Kobolds 1961 für Hörspiele. Damals hieß er noch "Fitzibitz".

Mutter 2 Barbara von Johnson zeichnete Pumuckl 1965 für das Fernsehen.

Streit Ellis Kaut (Foto) versteht sich als wahre Mutter. Die Pumuckl-Zeichnerin Barbara von Johnson sieht das anders.