Das bange Warten auf den Frost

Die Erntehelfer stehen „Kettensäge bei Fuß“, doch ohne Kälte-Einbruch leidet die Qualität der Christbäume.

Foto: dpa

Sundern. Der Blick auf das Thermometer macht Eberhard Hennecke nachdenklich. „Das ist schrecklich“, sagt der Forstwirt. „Weihnachten verschiebt sich ja nicht wegen des Wetters nach hinten.“ Während sonst Mitte November überall im Sauerland die Motorsägen kreischen, ist die Nachfrage nach Schnittgrün und Bäumen für die Adventszeit derzeit noch verhalten.

Wenn die Straßenhändler noch Kartoffeln oder Kürbisse im Angebot haben, wolle noch niemand einen Weihnachtsbaum kaufen. Hennecke rechnet aber damit, dass den Kunden spätestens am ersten Advent einfällt, dass Weihnachten vor der Tür steht. „Dann können wir uns auf Nachtschichten einstellen.“

In „normalen“ Jahren können Hennecke und seine Kollegen in ihren Kulturen schon Bäume auf Vorrat schlagen. Weil es aber bisher keine wirklichen Nachtfröste gegeben hat, ist das in diesem Jahr bisher nicht möglich. „Wir brauchen den Frost, damit die Bäume ihr Wachstum abschließen“, sagt Hennecke, der als Vorstandsmitglied der NRW-Christbaum-Produzenten auch für seine Kollegen spricht.

„Es wird Weihnachten, egal wie warm es ist“, sagt auch Gärtnermeister Marco Kaffka, der mit seinem Transporter und Anhänger aus Essen ins Sauerland gekommen ist. „Wir brauchen das Schnittgrün für Advent-Ausstellungen zur Deko“, sagt er. Doch selbst er hat vor seinem Geschäft im Ruhrgebiet noch blühende Pflanzen stehen. „Die müssen eigentlich weg.“

Ins Sauerland wird Kaffka in diesem Jahr wohl häufiger fahren müssen. Denn während er sonst mehrere Tonnen Schnittgrün auflädt, hält er sich nun zurück. „Wir wollen den Kunden Qualität bieten.“ Deshalb holt er nur soviel, wie er in den nächsten Tagen verarbeitet. „Erst nach dem Frost sind die Leitungsbahnen geschlossen. Dann bleiben die Säfte stehen und die Zweige sind haltbarer.“

Trotz des noch fehlenden Frostes ist Hennecke aber zufrieden. „Das Wuchsjahr war gut. Wir hatten keine extremen Temperaturen und der Regen war wie bestellt immer zur passenden Zeit da.“ Deshalb sei die Qualität der Bäume gut. Nun steht er mit seinem Erntehelfer-Team in den Startlöchern.

Ähnlich ist die Situation auch bei Georg Feldmann-Schütte in Schmallenberg. In seinen Kulturen wird derzeit nur das geschlagen, was auch geordert ist. „Wir haben mit den Großhändlern über die außergewöhnliche Wettersituation gesprochen“, sagt er. Die Händler wollten dann auch noch ein paar Tage warten. Nun hofft Feldmann-Schütte auf Nachtfröste. „Aber unser Zeitfenster ist kleiner geworden.“ Deshalb hat er schon zusätzliche Mitarbeiter alarmiert, die sozusagen „Kettensäge bei Fuß“ stehen.

Sollte es allerdings zusätzlich zum erhofften Kälteeinbruch auch noch Schnee geben, bekämen die Weihnachtsbaum-Produzenten neue Probleme.