Das fromme Schneiderlein - Maßgeschneidertes aus dem Kloster

Mit der Herstellung von Ordenskleidern gibt sich Franziskaner Gerhard Busche nicht zufrieden. Er näht auf Maß.

Fulda. Bruder Gerhard Busche (48) näht nicht nur die braunen Ordenskleider der Franziskaner-Mönche. Der Herrenschneidermeister kreiert im Kloster Frauenberg in Fulda auch exklusive Maßanzüge aus edlen Stoffen. Wer bei dem Geistlichen bestellt, muss gut betucht sein. Die günstigsten Zweiteiler kosten etwa 2000 Euro. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Aus 2000 Stoffen können Kunden wählen und in vielen Musterbüchern blättern; sein teuerster ist ein Kaschmir für 740 Euro pro Meter. Das kostspieligste Teil, das er bislang gefertigt hat, war ein Mantel aus Kaschmir für 3500 Euro. Qualität hat eben ihren Preis. Busche selbst zählt sich mit einem Stundensatz von rund 30 Euro sicher nicht zu den Großverdienern. Dabei könnte er womöglich mehr verlangen.

2010 gewann Bruder Gerhard die „Goldene Schere“, einen großen Branchenpreis beim Bundeskongress des Maßschneiderhandwerks in Bad Homburg. „Das ist die höchste Auszeichnung, die man in Deutschland in dem Beruf bekommen kann“, sagt er. Der Franziskaner-Mönch hatte für den Wettbewerb einen karierten Golfanzug mit dem Charme der 30er Jahre und einen festlich schwarzen Smoking hergestellt.

Laut Deutscher Ordensoberenkonferenz in Bonn leisten sich längst nicht mehr alle Orden in Deutschland eigene Schneidereien. Das Handwerk sei hinter Klostermauern allmählich auf dem Rückzug. Das liege an der zunehmenden Überalterung der Ordensmitglieder. Das Handwerk werde auch nicht konsequent an die nächste Generation übergeben, sagt Arnulf Salmen. Dass sich Klöster mit Dienstleistungen für Außenstehende öffnen, begrüßt er.

Gerhard Busche stammt aus Frankfurt, er wurde Anfang der 80er Jahre Franziskaner-Mönch und lebt seit 1986 im Kloster Frauenberg. Dort schneidert er seit Mitte der 90er Jahre auch weltliche Garderobe, sie nimmt mittlerweile 70 Prozent seines Geschäfts ein. Busche produziert zwar auch für Frauen, aber keine Hochzeits- und Abendkleider. Der Herrenschneidermeister steht bei seiner Kundschaft aus der Region und dem Rhein-Main-Gebiet hoch im Kurs. „Unter zehn Wochen Wartezeit geht nichts.“ Er schafft etwa 20 Herrenanzüge im Jahr. Perfektion ist für ihn ein Leitmotiv.

Wenn Bruder Gerhard mal länger für einen Anzug braucht, nimmt er den zusätzlichen Aufwand auf seine Kappe. „Wenn ich am Anfang einen Preis sage, dann steht der — aus Prinzip. Das hat mich schon immer bei anderen Handwerkern geärgert; am Ende wird es immer teurer. Ich kann diese Schummelei nicht leiden. Ehrlichkeit ist mir wichtig.“

Bei Preisverhandlungen muss er wenig Überzeugungsarbeit leisten. „Mir glauben die Leute, dass das so teuer ist, weil ich im Kloster lebe.“ Andererseits beflügelt der Standort der Schneiderei nicht gerade das Geschäft: „Es ist eine Hemmschwelle da, für einen Anzug ins Kloster zu gehen.“