Fragen und Antworten Reisen in Länder mit hohem Anteil der Delta-Variante – Was muss ich beachten?
Die neue Variante des Coronavirus breitet sich vor allem in Portugal, Spanien und Großbritannien aus. Was sind die Folgen für Deutschland? Ein Überblick über Regeln, Symptome, Impfungen und Reisen.
Mit dem Beginn der Sommerferien in einigen Bundesländern beginnt auch die Hochsaison der Reisen in fremde Länder. Die niedrigen Inzidenzen in den vergangenen Wochen machten Hoffnung, dass Urlaub unkompliziert und ohne viel Aufwand möglich ist. Die Grenzen öffneten nach und nach, die PCR-Testpflicht entfiel in manchen Ländern und die Vorfreude auf Sommer, Sonne und Entspannung machte sich breit.
Doch neben den guten Nachrichten, machte auch eine schlechte die Runde: eine neue Variante des Coronavirus, die sogenannte Delta-Variante, breitete sich immer weiter aus - von Indien ausgehend bis in viele Teile der Welt. Insbesondere Großbritannien, Portugal und Spanien sind aktuell betroffen. Zum Teil so sehr, dass einzelne Gebiete der Länder abgeriegelt und für Urlauber wieder unzugänglich gemacht worden sind.
Bei vielen wächst die Sorge um ihre bereits gebuchten oder geplanten Urlaube, die Ansteckungsgefahr und Wirksamkeit der Impfungen. Alle wichtigen Fragen und Antworten zu Ansteckung, Symptomen, betroffenen Ländern und dort geltenden Richtlinien auf einen Blick.
Was muss ich im Allgemeinen zur Delta-Variante wissen?
- Die Variante wurde zuerst im Oktober 2020 im indischen Bundesstaat Maharashtra nachgewiesen.
- Vorläufige Ergebnisse aus Großbritannien weisen auf eine höhere Übertragbarkeit der Delta-Variante im Vergleich zur vorherrschenden Alpha-Variante (B.1.1.7) hin. Vor allem das Risiko, die Menschen im eigenen Haushalt anzustecken, sei bei Delta schätzungsweise 60 Prozent höher als bei Alpha, teilte die englische Gesundheitsbehörde Public Health England mit.
- Alle Impfstoffe, die aktuell in Deutschland zur Verfügung stehen, schützen nach derzeitigen Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts (RKI) auch vor der Delta-Variante. Eine Studie verschiedener britischer Forscherinnen und Forschern weist der Biontech/Pfizer-Impfung nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von 88 Prozent nach, bei Astrazeneca seien es 67 Prozent.
- Infektionen mit der Variante könnten zu schwereren Krankheitsverläufen führen.
Wie ist die Situation und Infektionslage in Deutschland?
Die Delta-Variante wurde laut RKI bisher nur in einem geringen Prozentsatz der Proben nachgewiesen, ihr Anteil hat sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich stabilisiert. Nach Angaben des RKI machte die Delta-Variante Anfang Juni über sechs Prozent der gemeldeten Fälle aus. Aktuell ist Alpha mit einem Anteil von 86 Prozent in Deutschland noch die dominierende Variante, das könnte sich laut Experten in den nächsten Wochen aber ändern.
Welche Länder sind besonders von der Delta-Variante betroffen?
Am schlimmsten betroffen ist aktuell Großbritannien. Die wöchentlichen Falldaten von Public Health England zeigen, dass die Zahl der Delta-Variante in Großbritannien seit letzter Woche um 33.630 auf insgesamt 75.953 gestiegen ist. Die neuesten Daten zeigen auch, dass ganze 99 Prozent der Fälle im ganzen Land auf die Delta-Variante zurückzuführen sind.
Weit dahinter liegt laut GISAID Indien mit insgesamt 6685 Fällen, USA mit 3051 und Deutschland mit 747 Fällen der Delta-Variante (Stand 22. Juni 21).
Portugal und Spanien haben zwar vergleichsweise wenig Fälle insgesamt, jedoch sind in den vergangenen vier Wochen prozentual einige hinzugekommen. In Portugal liege der Anteil der Delta-Variante bei mehr als 60 Prozent aller Fälle, teilten Portugals Gesundheitsbehörden am Montag mit. In Spanien sind laut GISAID in den vergangenen vier Wochen 133 Delta-Fälle nachgewiesen worden. Nach Informationen des „Business Insider“ wird dort etwa bei jeder zehnten Neuinfektion die Delta-Variante nachgewiesen. Die Tendenz steige aber auch hier.
Reisen nach Portugal: Was muss ich bei meinem Urlaub beachten?
Trotz der aktuell hohen Zahlen der Delta-Variante müssen Urlauber keine Einschränkungen befürchten. Nach dem heutigen Stand (22. Juni 2021) ist weder eine Quarantäne-Pflicht noch gilt das ganze Land als Risikogebiet. Touristen, die aus Deutschland nach Portugal einreisen benötigen aber einen negativen PCR-Test. Dieser darf maximal 72 Stunden alt sein und muss entweder in englisch oder portugiesisch vorliegen. Außerdem wird ein Einreise-Formular benötigt.
Allerdings sind die Hauptstadt Lissabon und die Azoren wieder als Risikogebiet eingestuft worden, weil dort die Sieben-Tages-Inzidenz zuletzt bei mehr als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner lag. Lissabon ist am vergangenen Wochenende sogar komplett abgeriegelt worden. Vom Freitagnachmittag, 18. Juni ab 16 Uhr, bis zum Montagmorgen, 21 Juni 6 Uhr, durften die gut 2,8 Millionen Bewohner der Hauptstadt Portugals den Großraum Lissabon nur aus triftigem Grund verlassen. Auswärtige durften nur in Ausnahmefällen einreisen. Wie die Regelungen aktuell aussehen, ist noch nicht bekannt.
Die Bundesärztekammer rät von Reisen in Urlaubsgebiete ab, wo die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus grassiert. „Auf Reisen in Regionen, die von der Delta-Variante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden“, sagte Präsident Klaus Reinhardt der Funke Mediengruppe (Dienstag). Er räumte ein, dass für viele Menschen der Urlaub nach den Belastungen der vergangenen Monate wichtig für das seelische Gleichgewicht sei. „Notwendig ist aber die Einhaltung der Hygieneregeln auch im Urlaubsort.“
Reisen nach Spanien: Was muss ich bei meinem Urlaub beachten?
Die Einreise nach Spanien ist seit Montag, 21. Juni, noch unkomplizierter geworden, denn 14 der 16 Bundesländer sind von der Liste der Risikogebiete gestrichen worden. Lediglich Reisende aus Baden-Württemberg und aus dem Saarland benötigen entweder einen negativen PCR- oder Schnelltest oder einen Nachweis über Genesung oder Impfung. Alle anderen Einreisenden brauchen keinen negativen Test mehr.
Die Zahlen sind in Spanien zwar relativ niedrig, jedoch sind vor allem Katalonien mit der populären Urlaubsküste Costa Brava von der Delta-Variante betroffen. Dort werde nach Angaben der lokalen Behörden schon jede fünfte Ansteckung durch Delta verursacht. Außerdem wird vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die autonomen Gemeinschaften Andalusien, Navarra, La Rioja, das Baskenland und die Exklave Ceuta derzeit gewarnt.