Der Goldschmied der Könige

Der Idar-Obersteiner Edelsteinkünstler Manfred Wild hat bereits Elizabeth II. und Thailands Bhumibol beliefert. Mehr als 200 Ei-Kunstwerke hat der 69-Jährige bislang gefertigt.

Idar-Oberstein. Die britische Königin Elizabeth II. hat eines, Spaniens Kronprinz Felipe ebenso. Der König von Brunei und der Sultan von Oman auch.

Die Rede ist von teuren Ei-Kreationen, die der Idar-Obersteiner Edelsteinkünstler Manfred Wild aus Juwelen und Gold fertigt. Bis zu 70 Zentimeter groß sind seine Prunkstücke, die mit Blüten aus Rubinen, Saphiren und Smaragden verziert sind — oder im durchsichtigen Ei-Gehäuse aus Bergkristall — Tierfiguren aus Perlen oder Diamanten verbergen.

„Die Ei-Kreationen haben mich schon immer fasziniert“, sagt Wild. Mehr als 200 Ei-Kunstwerke mit allerlei Schnickschnack hat er seit 1976 entworfen.

Die Juwelen-Eier des russischen Hofjuweliers Carl Fabergé (1846-1920) — die sogenannten Fabergé-Eier — haben Wild bei seiner Arbeit inspiriert. „Inzwischen habe ich Fabergé zahlenmäßig bereits viermal überrundet“, sagt der 69-Jährige.

Der russische Künstler habe in 32 Jahren 56 Ei-Schmuckstücke gefertigt. „Heute zählen die Fabergé-Eier zu den höchst bezahlten Antiquitäten der Welt“, sagt Wild. Eines jener Schmuckstücke sei bei Versteigerungen kaum unter zehn Millionen Euro zu bekommen.

Wilds Ei-Kreationen machen bereits ein Viertel seiner Arbeit aus. In der Regel liefert er seine Werke an namhafte Juweliere in London, die sie dann weiterverkaufen. „Oft weiß ich nicht, wohin meine Stücke gehen und erfahre das erst hinterher.“ Wie etwa bei einem Schimpansen auf einer Uhr, die US-Popstar Michael Jackson gekauft hatte.

Es gibt aber auch Auftragsarbeiten von Juwelieren, wie etwa zum jüngsten Geburtstag von Queen Elizabeth II. im April diesen Jahres. Da habe er ein Arrangement aus den Lieblingsblumen der Königin gearbeitet — aus edlen Steinen:

Fingerhut-Blumen aus brasilianischem Amethystquarz, Gänseblümchen aus russischem Kascholong und Hundsrosen aus Rosaquarz. Plus Blumenstängel aus purem Gold. Für das Gebilde mit rund 100 Blumen habe seine Firma Emil Becker etwa ein halbes Jahr gebraucht.

Ein anderer Auftrag sei ein Schiffschronometer gewesen, den Wild zum 60-jährigen Thronjubiläum des thailändischen Königs Bhumibol Adulyadej 2006 geliefert hatte. Dutzende Kilo Bergkristall und 14 Kilo Gold habe er dafür verarbeitet, sagt Wild.

Wild sei „ein ausgewiesener Künstler der Branche, der in seinem Bereich eine Spitzenstellung einnimmt“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Edelstein- und Diamantindustrie, Jörg Lindemann. Doch gebe es in Idar-Oberstein „auch noch andere Spitzenleute, die in ihrem Fachbereich Vergleichbares leisten“.

In der Stadt arbeiten rund 450 Betriebe und etwa 2500 Beschäftigte mit Edelsteinen. Die Stadt im Hunsrück sei weltweit besonders, weil es hier jeden Zweig der Verarbeitung gebe: vom Schleifer, Emailleur über den Fasser bis zum Graveur.