Der untote Knappe aus der Fantasy-Welt

Schrille Kostüme und unheimliche Masken: 50 000 Besucher kamen zum Treffen der Rollenspieler nach Köln.

Köln. Wo sonst die Messebesucher eilig in die Hallen strömen, herrscht am Samstag erhabene Ruhe. Denn Eile gehört nicht zu den Gepflogenheiten der hohen Herrschaften im Mittelalter, die es sich in einem Zeltlager vor dem Südeingang der Kölner Messe gemütlich gemacht haben. „Wir haben hier alles, was wir brauchen, vom Schlafzimmer über den Esstisch bis zum Baldachin, unter dem wir unsere Gäste empfangen“, sagt Rolf Süß aus dem Westerwald.

Mit anderen Mittelalter-Fans gehört er zum lebenden Inventar des Messestands von Thomas Nachtmann, der sich auf mittelalterliche Zelte spezialisiert hat. „Ursprünglich habe ich nur Militärzelte produziert. Dann wurde ich gefragt, ob ich für ein Live-Rollenspiel alte Zelte nachbauen kann“, sagt der Oberpfälzer, der die „Role Play Convention“ in Köln nutzt, um Werbung für seine bis zu 3500 Euro teuren Zelte zu machen.

Bei der Messe für Rollenspieler treffen sich mehr als 50 000 Besucher in den Deutzer Messehallen. Dazu gehört auch Jack Kreijen aus Aachen (Foto), der in einer furchterregenden Montur durch die Hallen schreitet. „Ich spiele die Rolle des Untoten und war zu Lebzeiten ein Knappe“, sagt der Fantasy-Autor. Es sei ein wenig Urlaub von sich selbst, wenn man in die Welt der Live-Rollenspiele eintauche.

Die richtige Ausrüstung finden sie in den Messehallen. „Wir sind Elfen und suchen neue Waffen wie Stäbe oder Schwerter“, berichtet Seraina Buchele aus der Schweiz, die mit Freundin Joey Rohr gerade die Rollenspiel-Accessoires durchkämmt. „Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr als 300 Euro auszugeben, aber solche Vorsätze sind bei der Auswahl schwer einzuhalten“, sagt Rohr. Ein paar Meter weiter testet Benedikt aus Leichlingen gerade einen neuen Waffenrock. „Das ist eine Unterrüstung, die die Schläge mit den Schaumstoffschwertern abfedert“, erklärt der Zwölfjährige, der erst seit kurzem Rollenspieler ist. Beraten wird er beim Einkauf von Freund Niklas (14), der als Ritter schon 40 Aussrüstungsteile besitzt.

Ganz andere Formen von Rollenspielen werden in der zweiten Halle der Messe gezeigt. Dazu zählen die Tabletop-Spiele. Die erinnern an Strategiespiele wie Risiko, nur dass sie auf einem Tisch mit Figuren auf nachgebauten Schlachtfeldern oder Burgen gespielt werden.

„Das Thema Fantasy mit seinen verschiedenen Varianten liegt voll im Trend. Da haben wir derzeit einen regelrechten Boom in Deutschland. Das gilt für Bücher und Kinofilme genauso wie für Lego-Baukästen oder Spiele“, sagt Veranstalter André Kuschel beim Blick auf die Besucherströme.