Berliner Zoo Deutsch-chinesische Freundschaft: Der politische Panda-Kuschelkurs

Am Mittwoch zieht das einzige Pandapaar Deutschlands in den Berliner Zoo ein. „Schätzchen“ und „Träumchen“ sollen ab sofort die deutsch-chinesische Freundschaft beflügeln.

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Düsseldorf. Mit ihrem flauschigen Fell, den schwarz umrandeten Kulleraugen und den tapsigen Bewegungen rufen sie bei den meisten Menschen unkontrollierte Stürme der Verzückung hervor. Dementsprechend groß wird wohl der Medienrummel ausfallen, wenn das sehnlichst erwartete Pandapaar „Jiao Qing“ („Schätzchen“) und „Meng Meng“ („Träumchen“) am Mittwoch mit einem Staatsakt offiziell dem Berliner Zoo übergeben wird. Morgen können dann die Besucher erstmals die kuscheligen Neuzugänge in ihrem Gehege bestaunen. Kostenpunkt für die repräsentative Anlage mit allen Schikanen: 9,5 Millionen Euro. Eine Tonne Bambus hat der Zoo importiert, damit die Tiere auch kulinarisch bestens versorgt sind.

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Die Miete eines Tieres schlägt für den Zoo jährlich mit rund einer Million Dollar zu Buche. Hohe Kosten, die durch den Besucheransturm, den Verkauf von Merchandise-Produkten und den enormen Imagegewinn für den Zoo zumindest annähernd gedeckt werden sollen. „Wir haben einen sogenannten Zuchtleihvertrag mit der chinesischen Forstbehörde in Peking geschlossen“, erklärt Zoodirektor Andreas Knieriem. „China investiert einen Großteil des Geldes, um Artenschutz-Projekte zu refinanzieren und um seine Habitate zusammenzuführen.“

Auch ist der Panda als Symbol des Word Wildlife Fund (WWF) zu einer Ikone für den Naturschutz geworden. Weltweit gibt es noch etwa 1600 wild lebende Exemplare seiner Art, wobei die Tiere als echte Fortpflanzungsmuffel gelten. So ist ein Pandaweibchen nur 72 Stunden im Jahr fruchtbar — dementsprechend gering ist die Chance, dass Männchen und Weibchen sich in Chinas zerklüfteten Berghängen überhaupt über den Weg laufen und idealerweise auch noch in Paarungslaune sind.

Was im menschlichen Hormonschwall angesichts des unbestreitbaren Niedlichkeitsfaktors der Pandabären oft untergeht: Die Tiere erfüllen eine klare politische Mission. So ist es in China seit Anfang der 50er-Jahre Tradition geworden, befreundeten Ländern Pandas zu schenken. Dabei handelt es sich weniger um einen Akt der Großzügigkeit als vielmehr um einen kühl kalkulierten Schachzug der chinesischen Regierung, um die Beziehungen zu strategisch wichtigen Partnern zu stärken.

So beschreibt der Begriff der „Panda-Diplomatie“ Chinas Annäherung an den Westen, wie ein Blick in die Geschichte zeigt: 1972 schenkte der chinesische Machthaber Mao Zedong bei einem Staatsbesuch US-Präsident Richard Nixon ein Pandabären-Paar für den Washingtoner Zoo. 1973 wurde Frankreich, 1974 England und 1975 Mexiko mit Pandas bedacht. 1980 erhielt auch der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt zwei Pandas aus China, die er für den Zoologischen Garten Berlin als symbolträchtiges Staatsgeschenk entgegennahm.

Heute ist China nicht mehr ganz so generös, wenn es um seine Pandas geht — so werden die Tiere nicht mehr verschenkt, sondern nur noch für maximal 15 Jahre gegen Miete verliehen. Auch von der aktuellen Leihgabe an Deutschland verspricht sich China politische Vorteile, mutmaßt Mareike Ohlberg. Sinologin am Mercator Institute for China Studies (Merics) in Berlin. „China will damit sicherlich seine Beziehungen zu Deutschland intensivieren vor dem Hintergrund, dass Trump zurzeit seinen Abschottungskurs weiter verfolgt und die beiden Länder enger zusammenrücken.“

Und wer will sich schon beim Anblick der putzigen Bären mit Themen wie Menschenrechtsverletzungen, Folter und Todesstrafe beschäftigen? So fungieren die Tiere nicht nur als wirkungsvolles PR-Instrument, sondern auch als Ablenkungsmanöver von Chinas Kernproblemen in der kommunistischen Diktatur.

Jiao Qing und Meng Meng ist der Rummel um sie derweil ziemlich egal. So lange es nur genug Eukalyptus zu knabbern gibt.