House mit Afrobeats Deutscher DJ feiert Erfolge in Südafrika

Johannesburg (dpa) - Eine Bar im Zentrum von Johannesburg: Gäste stehen in einem abgedunkelten Raum und trinken Bier, sie bewegen sich zu dem sanft pulsierenden Sound der Musik, einige von ihnen tanzen.

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Blau-silberne Lichter streifen über die Köpfe und fallen aufs DJ-Pult. Dahinter steht ein Mann, dessen weiße Haut auffällt: Ralf Gum ist Deutscher. In seiner Heimat ist der House-Musiker höchstens eingeschworenen Fans bekannt. In den schwarzen Townships Südafrikas feiert der gebürtige Würzburger dagegen Erfolge.

Gums Musik trifft den Geschmack der jungen Generation. „Ich bin mit Ralfs Musik groß geworden, aber ich hatte keine Ahnung, dass er Deutscher ist“, sagt Ntokozo Ndlovu, ein 23 Jahre alter Student. „Sein Sound hat eine hausgemachte Qualität, die einen wirklich berührt.“ Der Stil sei „sehr südafrikanisch“.

Weiße DJs sind in der House-Szene des Landes eine Minderheit, Ausländer mischen kaum mit. Gum aber gelingt es, mit seiner Musik ganze Clubs zu füllen. „House lässt sich mit so vielen anderen Stilen mixen - mit lateinamerikanischen Einflüssen, mit Afrobeats, mit Jazz“, sagt der 45-Jährige.

Gums Karriere in Südafrika begann 2008, als er dort in einigen Clubs auflegte. „Jemand holte mich in Johannesburg mit dem Auto vom Flughafen ab, machte das Radio an und ich hörte einen House-Song, den ich kannte und mochte“, sagt der Künstler. „In Deutschland wurde House als besonderer Stil betrachtet, nicht für die Masse gemacht. In Südafrika spielten sie die Songs im nationalen Radio.“

Für den DJ ist das Land eine der größten Brutstätten der Stilrichtung. „In House liegt viel Soul“, sagt er. Das gefalle den Leuten. „Es war spannend, Teil einer Szene zu sein, in der House noch eine junge Musikrichtung war, die ich mit beeinflussen konnte.“

Mit Erfolg: Sein Hit „Take me to my love“ rückte an die Spitze der südafrikanischen Charts, sein Album „Never leaves you“ wurde mehr als 20 000 Mal verkauft.

Auch der südafrikanische DJ und Produzent Vinny da Vinci hält viel von seinem deutschen Kollegen. „Für die kurze Zeit, die er hier lebt, hat er einen Beitrag zur Entwicklung des Sounds geliefert“, sagt da Vinci. Zwar gebe es weiße DJs in dem Land, Gum sei aber der einzige Ausländer.

Am Anfang flog Gum alle drei Monate für Auftritte von Deutschland nach Südafrika. 2012 entschlossen seine Frau und er sich, ihre Heimat zu verlassen. Heute lebt das Paar gemeinsam mit zwei Söhnen in der Nähe von Johannesburg.

Rassismus hat der 45-Jährige in all den Jahren noch nie erlebt, wie er sagt - auch wenn er oft in einkommensschwachen Gegenden auflege, in die in der Regel kein Weißer einen Fuß setze. „Musik ist perfekt, um Leute miteinander zu verbinden“, sagt er.

In Soweto, einer Siedlung im Süden Johannesburgs, kennen die Leute den DJ. „Gum ist beliebt in Soweto“, sagt Phillip K., ein Taxifahrer. Die Gegend spielte eine wichtige Rolle während des Kampfs gegen die mit der Apartheid verbundenen Diskriminierungen und Menschenrechtsverstöße in Südafrika - in dem Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wiederum die House-Musik Bedeutung hatte.

Gums bereits 2001 gegründetes Label „Gogo Music“ hat mehrere Künstler unter Vertrag. International bekannt wurden die südafrikanischen Künstler Black Coffee und Bucie. Black Coffee hat bereits in Deutschland aufgelegt. Die Anhänger elektronischer Musik in seiner Heimat stünden aber eher auf Techno als auf House, meint Gum. In Deutschland werde statt des souligen House ein „schnellerer und monotonerer Musikstil“ bevorzugt.