Deutsches Opfer nach Brand auf Adria-Fähre - Blackbox geborgen
Rom (dpa) - Bei dem schweren Fährunglück in der Adria vor fünf Tagen ist auch eine Deutsche ums Leben gekommen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass eine deutsche Staatsangehörige unter den Opfern sei.
Das Wrack der verunglückten „Norman Atlantic“ erreichte am Freitag den Hafen der süditalienischen Stadt Brindisi, wo es erstmals von Ermittlern und Experten begutachtet wurde. Dabei wurde auch die Blackbox des Schiffes geborgen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Insgesamt sind bei dem Brand auf der mit rund 500 Menschen besetzten Fähre am vergangenen Sonntag 13 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch zwei Einsatzkräfte. Ob es sich bei der Deutschen um eines der bislang geborgenen Opfer handelt, war zunächst nicht klar. Auch über die Herkunft der Frau wurde nichts bekannt. Insgesamt 17 Deutsche konnten nach Angaben des Auswärtigen Amts gerettet werden.
Staatsanwalt Giuseppe Volpe betonte, die Zahl der Vermissten nach dem Feuer auf der Fähre liege bei 10 bis 15 Menschen. „Die offiziellen Zahlen kennen wir, wenn Griechenland sich entscheidet, uns eine zuverlässige Passagierliste zu geben“, sagte er laut Ansa. „Die optimistischste Voraussage sind zehn Vermisste.“
An Bord des verunglückten Schiffs waren blinde Passagiere. Die Passagierlisten stimmten nicht mit den tatsächlichen Fahrgästen überein. Deshalb ist unklar, wie viele Menschen noch vermisst werden.
Staatsanwalt Ettore Cardinali, der auch an der ersten Begutachtung des Schiffs teilnahm, erklärte, es sei durchaus möglich, dass im Inneren des Schiffs weitere Leichen gefunden würden. „Momentan ist es aus Sicherheitsgründen nicht möglich, ins Innere der „Norman Atlantic“ vorzudringen um zu überprüfen, ob dort weitere Leichen sind, was nicht ausgeschlossen werden kann.“ Laut Ansa ist die Identität von acht Opfern geklärt, fünf weitere sollen am Montag obduziert werden.
Das Team aus Experten und Ermittlern gelangte am Freitag über eine Feuerwehrleiter auf die Brücke des schwer beschädigten Schiffs, aus dessen Innern noch immer Rauch drang. „Wir haben eine erste Besichtigung gemacht, vor allem um die Zugangsmöglichkeiten zum Schiff zu überprüfen“, erklärte Cardinali. Gutachter sollen die „Norman Atlantic“ in den kommenden Tagen gründlicher untersuchen. Vor allem von der Blackbox erhoffen sich die Ermittler Erkenntnisse zur Brandursache, die nach wie vor unklar ist.
Die Staatsanwaltschaft in Bari weitete zudem ihre Untersuchungen aus. Sie ermittelt nun auch gegen vier weitere Besatzungsmitglieder und Verantwortliche der Schifffahrtsgesellschaft. Staatsanwalt Volpe schloss nicht aus, dass sich die Zahl der Verdächtigen weiter erhöhen könnte. „Wir ermitteln Tag für Tag und Minute für Minute, was passiert ist“, sagte er.
Bisher wurde gegen den Kapitän und den Besitzer der italienischen Reederei Visemar, die das Schiff an die griechische Anek Lines verchartert hatte, unter anderem wegen mehrfacher Körperverletzung und fahrlässiger Tötung ermittelt.