Die Computer-Nationalspielerin
Für Christina Hülzer aus Köln ist Computer spielen nicht nur ein Hobby. Die 22-Jährige ist ein Profi an der Tastatur.
Köln. Zum Computer spielen kam Christina Hülzer vor acht Jahren durch ihren großen Bruder. Ihr großer Wunsch war, ihn zu schlagen. Heute gehört die Kölnerin zum kleinen Kreis der professionellen Computerspielerinnen. Ihr großes Ziel: Am Wochenende will die 22-Jährige mit der Nationalmannschaft der Damen den Europameistertitel im Computer spielen nach Deutschland holen.
Im Finale gegen Russland, das während der Messe "Gamescom" in Köln ausgetragen wird, treten Hülzer und ihre Mitstreiterinnen in sechs verschiedenen Spielen an. Es geht um 3.500 Euro Preisgeld und die Krone im elektronischen Sport.
"Unser Sport ist immer noch sehr von den Männern dominiert. Aber inzwischen gibt es auch eine nationale Frauenliga." In der Spielweise offenbart sich ein überraschend traditionelle Rollenverständnis: Die weiblichen Teams setzen vor allem auf Erfahrung, gute Kooperation und Taktik, die männlichen lassen sich mehr von der Aggressivität leiten.
Zu ihrem Team "Thermaltake" kam die 22-Jährige über das Internet. "Irgendwann gab es einen Kontakt, man hat online gemeinsam gespielt und dann wurde ich gefragt, ob ich mitmachen möchte." Als Werksteam ihres Sponsors bekommen die Mitglieder die teure Hardware gestellt. Dazu gehören Kopfhörer genauso wie Maus und Tastatur. "Da gibt es große Unterschiede. Eine Tastatur ist wie ein Sportgerät, und nur wenn die Tasten sehr schnell reagieren, hat man eine Chance", erklärt Hülzer.
Das Partyspiel "Singstar" ist ihr dabei genauso lieb wie das Actionspiel "Counter Strike". Dass sie damit eins der umstrittenen "Ballerspiele" favorisiert, ist für sie kein Problem. "Es kommt auf die Einstellung zum Spiel an. Wenn man da aggressiv herangeht und sagt, ich möchte am Computer auf Menschen schießen, sehe ich das kritisch. Uns geht es aber vor allem um die Taktik, die so ein Spiel entscheidet, und darum, gemeinsam Spaß zu haben."
Trainiert wird vor Turnieren wie der jetzt anstehenden Europameisterschaft drei Mal die Woche. "Wir leben ziemlich verstreut in Deutschland und spielen deshalb über das Internet zusammen. Darüber halten wir auch privat engen Kontakt, denn im Lauf der Zeit sind aus Mitspielerinnen Freundinnen geworden." Den Unterschied zu ihren männlichen Kollegen sieht sie darin, dass Frauen zurückhaltender spielen und mehr Wert auf Taktik legen.
Hülzer gehört nicht zu den Menschen, die vereinsamt vor dem PC sitzen und Tag und Nacht durch virtuelle Welten reisen. "Alleine zu spielen, ist für mich völlig reizlos. Ich möchte Menschen kennenlernen und mit ihnen gemeinsam spielen", sagt die angehende Kauffrau für Bürokommunikation.
Dass Menschen süchtig nach Computerspielen werden, hat Hülzer schon erlebt. "Da gibt es Leute, die ständig vor dem Computer hocken und die Welt um sich herum vergessen. Ich treffe mich lieber mit Freunden oder gehe zum 1. FC Köln.
In ihrem Umfeld wird sie als Profi-Computerspielerin inzwischen akzeptiert. "Meine Mutter war anfangs skeptisch. Aber inzwischen weiß sie, dass ich mein Leben trotzdem auf die Reihe kriege und steht hinter mir." Auch von ihrem Ausbilder kommt Unterstützung. "Er interessiert sich dafür und stellt mich auch für Turniere schon mal frei."