„Die Jugend hat keine Lobby“: Interview mit „Ich kann Kanzler“-Gewinner Jacob Schrot
Jacob Schrot, der erste Gewinner der Polit-Castingshow „Ich kann Kanzler“, über die Bedeutung von Politik.
Herr Schrot, Sie hatten beim Finale der ersten Show fast drei Viertel des Publikums hinter sich. Da muss man doch jeden CDU-Ortsverein mit links, wenn man das so sagen darf, auf seine Seite ziehen.
Jacob Schrot: Der große Zuspruch hat mich natürlich sehr gefreut. Es haben sicherlich viele aus meiner Heimat Brandenburg angerufen, mein CDU-Kreisverband hatte auch eine Wahlparty veranstaltet. Aber ich glaube nicht, dass das bei der Abstimmung die entscheidende Rolle gespielt hat.
Kann man mit einer solchen Sendung wirklich politisches Interesse wecken?
Schrot: Mein wirklicher Sieg in der Sendung war es, dass unter den tausenden Mails, die ich im Anschluss bekam, auch junge Leute dabei waren, die sich nie für Politik interessiert haben. In der Sendung haben sie gesehen, dass es auch anders geht. Beim nächsten Mal werden sie nicht von der Wahlurne fernbleiben. Genau darum ging es.
Die Lage ist ja auch gar nicht so schlecht: Man kann heute mit 39 Jahren Vizekanzler sein.
Schrot (lacht): Ja, da können Sie mal sehen. Mal sehen, wie lange das noch gut geht.
Kann man sagen: Politik ist Ihr Leben?
Schrot: Ja. Es ist meine große Leidenschaft, denn Politik hat eine faszinierende Eigenschaft: Sie ist überall. Ob ich den Wasserhahn aufdrehe, Luft atme, oder gerade einen Kaffee trinke — Politik ist einfach allgegenwärtig. Politik zu gestalten, heißt nichts anderes, als sein eigenes Leben zu gestalten.
Was könnte bei der Sendung besser gemacht werden?
Schrot: Der Wahlkampf muss deutlicher zum Ausdruck kommen. Wenn die Kandidaten mit ihren Vorstellungen auf das seltsame Wesen „Wähler“ treffen, trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich habe damals für meine Positionen geworben und viele Unterschriften gesammelt. Eine andere Idee, die ich bei demselben Format in Kanada gesehen habe, wird das ZDF möglicherweise übernehmen: Stellen Sie sich vor, es gibt eine Flugzeugentführung mit dem Ziel, einen terroristischen Anschlag zu verüben. Werden Sie als Regierungschef die Maschine abschießen lassen. Ja oder Nein? Sie müssen schnelle, harte Entscheidungen treffen, die Sie in kürzester Zeit gut begründen müssen. Das finde ich sehr spannend.
Hat sich durch die Sendung Ihr Leben verändert?
Schrot: Die Sendung hat meiner Generation ein Podium geboten, auf dem wir endlich zeigen konnten, was politisch in uns steckt. Das ist eines der größten Probleme, die wir haben: Wir werden nicht gehört, da es keine bundesdeutsche Interessenvertretung für die Rechte der Jugend gibt. Dabei haben wir in Deutschland eigentlich für alles einen Lobbyverein, aber keinen für die Interessen meiner Generation. Im Zuge der Sendung habe ich bis heute eine Öffentlichkeit, in der ich Themen setzen kann, mich zu Problemen äußere und auch andere junge Menschen animiere, sich zu engagieren. Dennoch bin ich ein normaler Student. Man muss aufpassen, dass man sich nicht so wichtig nimmt.