Die Maus — stumm, stark, orange
Seit 40 Jahren fliegen ihr die Herzen zu. Dabei sollte die Maus ursprünglich nur ein Mal im TV auftreten.
Köln. Wäre die Maus zu Beginn ihrer Laufbahn einem PR-Berater vorgestellt worden, er hätte ihr wohl dringend von einer TV-Karriere abgeraten: Sie spricht nicht, ist ein wenig unförmig und — wenn man ehrlich ist — nicht immer höflich. Schließlich hat sie ihren Filmpartner, den kleinen Elefanten, schon mit Farbe zugekleistert und seinen Rüssel als Seil benutzt.
Trotzdem oder gerade deshalb kann die Maus am Sonntag auf 40 Jahre TV-Geschichte zurückblicken. Und noch eine Sache ist an der „Sendung mit der Maus“ wirklich ungewöhnlich: Sie hat sich in ihrem Aufbau kein bisschen verändert.
Der Mann, der der knallorangefarbenen TV-Legende mit den Klimperwimpern wohl am nächsten steht, dürfte Armin Maiwald sein. Er hat die Sendung durch seine Wissens-Beiträge geprägt und Generationen von Kindern die Welt erklärt. Und die Maus? „Sie ist ein stummer Moderator und auch ein Problemlöser“, sagt Maiwald. „Sie hat die lustige Besonderheit, dass sie sich mal ein Ohr ausreißen kann oder den Schwanz abnimmt und ihren Bauch aufklappt.“ Dann macht sich das erfinderische Comic-Wesen selbst zum Werkzeug. Mit dem Tretroller geht es nur mühsam voran? Die Maus knotet sich ein Tuch an ihren Schwanz und macht so ein Segel draus — schon sorgt der Wind für reichlich Tempo.
Die Idee zum moppeligen TV-Tier hatte Illustratorin Isolde Schmitt-Menzel. Sie sollte 1969 für den WDR eine Geschichte mit dem Titel „Die Maus im Laden“ bebildern und fand das äußerst langweilig.
„Diese Maus, wenn ich die mache und wenn die mir Spaß machen soll — so dachte ich — wird mal ganz anders als alle normalen Mäuse“, erinnert sich die in den USA lebende 80-Jährige und fügt hinzu: „Deshalb ist sie orange geworden und deshalb hat sie diese Figur.“ Ein Jahr nach der Schöpfung am Zeichenbrett kam Gert K. Müntefering, Redaktionsleiter des WDR Kinderfernsehens, auf sie zu. Sie solle sich weitere Geschichten zu ihrer Maus ausdenken, bat er. Damit war die „Sendung mit der Maus“ geboren.
Seitdem ist die Maus weit gereist. In Japan, der Türkei, Indien und Südafrika durfte sie schon im Fernsehen auftreten. Sie bekam die begehrten Preise Bambi, Goldene Kamera und den Grimme-Preis. Trotzdem hat sie bislang der Übervermarktung widerstanden. Es gibt keinen Kinofilm und keine tägliche Sendung. Stattdessen wird jeden Sonntag weiter geklimpert.