Die Promi-Geburtstage vom 05. Januar 2011: Umberto Eco
Rom (dpa) - Raffiniert und offensichtlich mit viel Spaß vermischt er Realität und Fiktion. Vor allem aber tut er dies mit erheblichem Erfolg auf dem Büchermarkt weltweit, der selbsternannte „Meister der Vernebelung“: Der Norditaliener Umberto Eco schreibt ebenso spannende wie verschlungene Romane, voller Geistesblitze und kulturhistorischer Dichte.
Der millionenfach verkaufte erste Roman „Der Name der Rose“, später kongenial von Jean-Jacques Annaud mit Sean Connery verfilmt, brachte Eco vor gut drei Jahrzehnten einen schlagartigen Durchbruch. Am 5. Januar wird Eco 80 Jahre alt.
Fünf Romane sollten folgen, zuletzt ging es in „Der Friedhof in Prag“ um Antisemitismus und um folgenschwere Verschwörungstheorien. Umberto Eco ist einer der Großen der zeitgenössischen Weltliteratur. Einer, dem aber der Nobelpreis noch fehlt. Woran er schreibt, da hält sich Eco immer gerne bedeckt. „Er steht für Stellungnahmen, auch rund um seinen Geburtstag, leider nicht zur Verfügung“, gibt sein Verlag einen abschlägigen Bescheid.
Was ihn weltbekannt gemacht hat, war für ihn zunächst nur ein angenehmer Nebenschauplatz: Er betrachte sich hauptberuflich als Geisteswissenschaftler, das Romanschreiben betreibe er als „Amateur“, meint der Norditaliener in seinen zum 80. Geburtstag auf Deutsch erschienenen „Bekenntnissen eines jungen Schriftstellers“. Diese Reflexionen über das Schreiben und die Literatur sind zwar schon ein paar Jahre alt, doch gilt wohl immer noch: Weil er seine literarische Karriere im Alter von 50 Jahren mit dem düsteren mittelalterlichen Klosterdrama „Der Name der Rose“ begann, betrachtet sich Eco „als einen noch ziemlich jungen und sicher vielversprechenden Romancier“.
In den nächsten Jahrzehnten werde er wohl noch viele Romane verfassen. Das klingt nach Selbstironie, beschreibt aber gut den enormen Fleiß des Autors. Was er will? Er will das Leben in seiner ganzen prallen und widersprüchlichen Unauslotbarkeit darzustellen versuchen. Er will nicht nur unterhalten, sondern auch provozieren, und zählt sich dabei auch nicht „zu jenen schlechten Schriftstellern, die behaupten, sie schrieben nur für sich selbst“.
Das tut Eco nun wahrlich nicht. Ob „Das Foucaultsche Pendel“, „Die Insel des vorigen Tages“ oder sein Roman „Baudolino“, gekonnt verknüpft dieser Mittelalterforscher, Philosoph und Semiotiker die Handlungsbögen, macht Falltüren auf und zu und führt durch wissenschaftlich-historische Gedankenlabyrinthe. Und das alles verwebt er mit Träumen, Theorien, Rückblenden und - wie zuletzt „Der Friedhof in Prag“ zeigt - mit abstrusen Hirngespinsten.
Nichts ist wie es scheint, aber alles ist bei dem großen Fabulierer aus dem piemontesischen Alessandria fein konstruiert. So hatte „Der Bestseller-Professor“ (Titel einer Dokumentation über Eco) es formuliert: „Ein Erzähler kann nichts erfinden, was der Komik und der Dramatik der Wirklichkeit auch nur annähernd gleichkäme.“
Bei alledem ist Eco von Haus aus Wissenschaftler. Sohn eines Buchhalters, studierte er Philosophie in Turin, arbeitete zunächst für Medien und Verlage, wurde 1971 Professor für Semiotik (die Lehre von sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichen). Nach Gastprofessuren und mehr als 30 Ehrendoktortiteln stellte er dann im Jahr 2007 seine Lehrtätigkeiten ein. Der fleißigste und bekannteste Intellektuelle Italiens, seit einem halben Jahrhundert schon verheiratet mit einer Deutschen und Vater zweier Kinder, hat so noch mehr Zeit für anderes.
Zumal ein Mann, den er zusammen mit anderen Autoren lange in Wort und Schrift attackiert hat, nun nicht mehr in Rom am Ruder ist: Der Skandalpremier Silvio Berlusconi. Was auch immer Eco jetzt in der Zeit nach Berlusconi schreiben wird - aller Anfang ist dabei meist seine mit über 20 000 Büchern vollgestopfte Mailänder Bibliothek.