Die Rettung kommt aus der Luft
Überschwemmungen an der Ostküste. Helikopter im Einsatz.
Sydney. Sie haben die Wucht des Wassers unterschätzt: Zwei junge Australierinnen mit einem Baby werden in ihrem Auto auf einer überfluteten Straße in Biloela plötzlich von den Fluten fortgerissen. In Panik retten sich die Frauen auf die Ladefläche. Das Wasser steigt in Minuten bis zu den Fensterscheiben. Die Rettung kommt aus der Luft: Eine Hubschrauberbesatzung zieht erst das Kind, dann die Frauen mit einer Seilwinde in Sicherheit.
Die Wetterextreme halten Australien in Atem: erst die extreme Hitze, jetzt Überschwemmungen. Das Hochwasser kommt mit ungeheurer Wucht. Sturzregen lässt die Flüsse anschwellen, ein Sturm peitscht das Meer auf. Dämme brechen, Straßen werden zu reißenden Strömen. In Bargara bei Bundaberg rauschen fünf Tornados durch die Straßen. „Wie ein Frachtzug, ein Riesengetöse“, berichtet Michelle Cooney im TV. Ihr Haus ist zerstört, ihr Mann sinkt dem Premierminister von Brisbane, Campbell Newman, weinend an die Schulter.
Trotz der Berichte unterschätzen viele die Zerstörungskraft des Wassers. Viele ignorierten am Sonntag die Aufrufe zur Flucht. Gestern waren ihnen die Fluchtwege abgeschnitten. Die einzige Rettung: das Dach. Doch wegen der Strömung kann kein Boot die Eingeschlossenen retten. „Wenn Ihr Haus unter Wasser steht, gehen Sie auf das Dach“, ordnet Polizeichef Grant Marcus im Fernsehen an. „Versuchen Sie, Rettungshubschrauber auf sich aufmerksam zu machen, die über den Dächern kreisen.“ Dutzende werden von den Helikopterbesatzungen gerettet.
Jetzt macht sich die Zwei-Millionen-Stadt Brisbane auf die nächste Flut gefasst. Erinnerungen an Januar 2011 werden wach. Brisbane war von der Jahrhundertflut besonders betroffen. In der Stadt stand das Wasser damals in 20 000 Häusern. Shiralee Main hat damals Geld vom Großvater geborgt, um ihr Haus wiederaufzubauen. Es ist noch nicht fertig, und die nächste Flut droht. „Ich bin einfach leer, es tut weh. Ich weiß nicht, ob wir noch mal von vorn anfangen können.“