Die Spur des Glühweins führt nach Sachsen

Auf Weihnachtsmärkten sorgt das Heißgetränk für Wärme und gute Laune — seine Tradition liegt aber weitgehend im Dunkeln.

Dresden. Weihnachtsmusik, gebrannte Mandeln, Bratwurst und: Glühwein. Er gehört zum Weihnachtsmarkt wie die Rute zu Knecht Ruprecht. Kaum ein anderes Getränk lässt die weihnachtliche Vorfreude so wohlig aufsteigen. Das mag am Alkohol liegen; für einen guten Glühwein braucht es aber mehr: Gewürze, Süße und die Weihnachtszeit natürlich. Doch woher kommt er, und wer hat ihn erfunden? Die Schweizer waren es nicht, so viel scheint festzustehen.

Mindestens eine Spur führt nach Sachsen, zum Raugrafen Wackerbarth. Der ist sagenumwoben, wie Nils Brübach vom Sächsischen Staatsarchiv weiß. „Es hat immer geheißen, er habe versucht, Gold zu machen. Das ist aber falsch. Die einzige Rezeptsammlung, die sich im Nachlass findet, ist eben diese Sammlung von Rezepten zur Verbesserung von Weinen und für Mixgetränke auf Weinbasis.“

Der Dresdner Archivar ist fasziniert von August Josef Ludwig von Wackerbarth (1770-1850), der, hochgebildet, sein Wissen der Welt hinterlassen wollte und mit seiner aufklärerischen Art in der Mitte des 19. Jahrhunderts wie aus der Zeit gefallen scheint. Brübach war es auch, der im Nachlass des Grafen auf das Rezept zur Herstellung gewürzten Weines stieß (siehe Info-Box).

Doch schon mindestens hundert Jahre zuvor war das Würzen und Süßen von „guten Weinen in kalten Landen“ in Sachsen ein Thema. 1747 beschrieb Johann Heinrich Zedler in seinem in Leipzig verlegten Universal-Lexikon — einer Art Wikipedia des 18. Jahrhunderts — wie es geht. „Diese Verbindung von Wein und Gewürzen war etwas Besonderes, etwas sehr Kostbares“, erklärt Brübach. Von dem Begriff Glühwein ist in den alten Schriften aber nirgends die Rede, auch wenn die Vermutung naheliegt, dass der Würzwein schon damals erhitzt wurde.

Gewürzten Wein trank man im Übrigen schon im 16. Jahrhundert am schwedischen Hof. Glögg heißt er heute und wird auch heiß serviert. Ob das schon damals der Fall war, ist nicht eindeutig geklärt. Unstrittig dagegen die Verbindung nach Sachsen: „Am 24. September 1531 heiratete König Gustav Wasa nämlich Katharina von Sachsen-Lauenburg, und ich vermute, dass er darüber auch den Würzwein kennenlernte“, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. „Gewürzweine wurden von den Adligen und in Königshäusern getrunken.“

Übrigens wussten schon die alten Römer den Würzwein zu schätzen. Ein ähnliches Rezept stammt aus dem 1. Jahrhundert vor Christus — einer Zeit also, als mit Weihnachtsmärkten wirklich noch niemand etwas am Hut hatte.