Die Tollitäten leben abstinent
Die Stimmungskanonen im Karneval bleiben nüchtern.
Aachen. Der macht wirklich Ernst. Und das im Karneval. Ausgerechnet jetzt, wo doch alle lustig sein wollen. Und dann noch der Prinz! Der Aachener Karnevalsprinz Thomas II. trinkt bis Aschermittwoch keinen Tropfen Alkohol. Hat er zumindest gesagt.
Zuerst haben sie ihn nicht ganz ernst genommen, bis er dann bei seiner Proklamation wie ein Verdurstender rief: „Wasser, Wasser. Ich geb’ alles für ein Wasser!“ Jetzt glauben sie ihm. Wo immer Thomas II. auftaucht, bekommt er nur noch Wasser. Auf der Bühne, nett verpackt in Geschenkkartons, als Absacker an der Bar: Wasser.
Der Hofstaat fiel bei der Abstinenz-Ankündigung seines Chefs zunächst aus allen Wolken. Aber die Ungläubigkeit ist der Erkenntnis gewichen: Der 44-Jährige kann auch ohne Alkohol richtig feiern. Der Prinz fühlt sich auch so wie im Rausch.
„Wir haben jeden Tag so einen Adrenalinspiegel“, erklärt er. Und fast wirkt er ein bisschen stolz, wenn er erzählt, was die Leute so über ihn tuscheln: „Der lacht nicht, wenn er Bier getrunken hat, der lacht mehr, wenn er keins getrunken hat.“
Thomas II. ist zwar besonders konsequent, aber er befindet sich in bester Gesellschaft. Die Tollitäten Carsten I. und Ursula aus Düsseldorf nippen vielleicht mal an einem Glas, aber sie müssen topfit sein, um die tollen Tage gut zu überstehen. Allein am vergangenen Samstag hatten sie 20 Abendtermine. Das Kölner Dreigestirn verachtet ein Kölsch nicht unbedingt, verzichtet aber auf Hochprozentiges. „Sonst überlebt man das nicht“, betont der Aachener Prinz.
Auch die Musiker der Höhner lassen zur fünften Jahreszeit die Finger lieber vom Alkohol. Ihre 160 bis 200 Auftritte würden sie sonst gar nicht schaffen, sagt Produzent Thomas Brück. So sieht das auch der Aachener Regent: Als Prinz braucht er seine ganze Kondition. Er vertrage zwar so einiges: „Ich weiß aber auch, wie man sich am Tag danach fühlt.“
Doch die Enthaltsamkeit ist nicht für immer. Am Aschermittwoch ist alles vorbei, auch die Abstinenz, dann ist er wieder der Privatmann Thomas Sieberichs, der mit seinen Hofstaat-Jungs nach Mallorca fährt. Sein Grinsen wird noch ein bisschen breiter. Im Karneval gibt es ihn trotzdem, den sündigen Prinzen. Abends, wenn außer seiner Frau niemand mehr zuguckt, muss es sein, „das Täfelchen Schokolade“. Vollmilch. Da helfen auch die mahnenden Blicke seiner Frau nicht.