Diese Wagen sind ganz schön bissig

Skandale in Pappmaché verewigt: So herrlich entlarvend waren die diesjährigen Mottowagen.

Düsseldorf. Einen guten Wagen beim Rosenmontagszug muss man in 0,5 Sekunden verstehen, „auch wenn man 1,5 Promille intus hat“. So hat es einmal der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly in einem Zeitungsinterview formuliert.

Und daran hat er sich auch in diesem Jahr gehalten. Ob Kirchen-Protz, Steuerhinterziehung oder die Krise beim ADAC — das Team um Jacques Tilly hat auch die aktuellen Skandale dieses Jahres messerscharf in Pappmaché nachgebildet.

Eine wahre Steilvorlage bot da etwa der Manipulationsskandal beim Automobilclub ADAC, den die Düsseldorfer Wagenbauer als verunglückten Gelben Engel darstellten. Passend zu den Mauscheleien beim Auto des Jahres stand darunter: „Beliebtester Mottowagen des Jahres.“ Die Salafisten machte Tilly kurzerhand zu „Salatfisten“, denen Grünzeug aus dem Mund wuchs. Und Alice Schwarzer stürzte mitsamt ihres feministischen Archivs im Kölner Rheinturm über ihre Steuerhinterziehung.

Doch bei aller Schadenfreude gab es auch an Rosenmontag Platz für Nachdenkliches. In Köln fuhr die Nachbildung eines Wagens zum Stadtarchiveinsturz mit. Exakt fünf Jahre nach dem Unglück und vier Jahre nach der ersten Fahrt dieses Wagens lautete die Botschaft dazu: Es geht immer noch nicht voran.

In Düsseldorf wurde letztlich ein Neuling zum heimlichen Publikumsliebling: Erstmals fuhren die Fußballer der Fortuna mit einem eigenen Wagen mit.